Deutschland:Wirtschaft bangt um Geschäfte in China

Die Unternehmen verfolgen mit Sorge die Währungsturbulenzen in Fernost. Audi und BMW verkaufen weniger Autos.

Von Caspar Busse

Chinas Wirtschaft zeigt immer mehr Symptome einer ernsten Krise, und bei deutschen Unternehmen wächst die Besorgnis. Autokonzerne müssen bereits mit einem Absatzeinbruch kämpfen. Im Juli verkaufte BMW in China sechs Prozent weniger Fahrzeuge. Schon im Mai und Juni war das Geschäft rückläufig gewesen. Auch der Siemens-Konzern, für den China einer der wichtigsten Märkte ist, meldet weniger Aufträge und Umsatz. Siemens-Chef Joe Kaeser warnt: "Es ist wichtig, nicht in Panik zu verfallen", sagte er im US-Fernsehsender CNBC.

Die Börsen reagierten mit Kursverlusten. Sehr viele deutsche Konzerne hängen am lukrativen chinesischen Markt. Ein Rückgang der Nachfrage dort hat direkte Auswirkungen auf die gesamten Geschäfte. China war 2014 mit 75 Milliarden Euro der wichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen - nach Frankreich, den USA und Großbritannien. Die Abhängigkeit der deutschen Autohersteller, aber auch der Chemieindustrie und der Maschinenbauer ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Siemens etwa verkauft in China unter anderem Züge, Medizintechnik und Energieanlagen. Bei Audi, in China mit großem Abstand Marktführer bei teuren Autos, gehen die Verkaufszahlen seit Mai ebenfalls zurück. Audi verkauft etwa jedes dritte Auto in dem Land, nun musste die Absatzprognose nach unten revidiert werden.

Am Mittwoch wertete die chinesische Zentralbank den Yuan zum wiederholten Mal ab. Das Wachstum der Industrieproduktion geht überraschend stark zurück. An den Aktienbörsen in Europa und Asien rutschten am Mittwoch wieder die Kurse ab, der Dax sackte auf unter 11 000 Punkte.

Der Aktienkurs des Konsumgüterkonzerns Henkel brach um fast neun Prozent ein. Die Anteilsscheine des Autoherstellers Daimler und des Zulieferers Continental verloren jeweils fast fünf Prozent.

Gleichzeitig wuchs die Sorge vor einem Währungskrieg. Durch die Abwertung kann China seiner Wirtschaft kurzfristig Vorteile verschaffen. Importe werden teurer, chinesische Waren im Rest der Welt billiger. Das würde die chinesischen Ausfuhren ankurbeln und Impulse für die schwächelnde Konjunktur bringen. Diese Strategie könnte in anderen Ländern Nachahmer finden und so zu einem Abwertungswettlauf führen. Die Zentralbank in Peking versuchte, solche Sorgen zu zerstreuen: Es gebe keinen anhaltenden Abwertungstrend des Yuan, teilte sie mit.

Weniger stark von der Abwertung betroffen sind Firmen, die im Land Produktionsanlagen aufgebaut haben. Deutsche Autohersteller haben dies getan. Umso größere Sorgen bereitet ihnen der Rückgang der Nachfrage. Im ersten Quartal 2015 war der Autoabsatz in China noch um elf Prozent gestiegen, im Juni und im Juli befand er sich auf Talfahrt. In Branchenkreisen wird bezweifelt, dass der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) seine China-Prognose noch halten kann. Der VDA erhofft sich noch ein Plus von sechs Prozent für das Gesamtjahr. Ein Sprecher sagte: "Wir gehen davon aus, dass China mittel- und langfristig ein Wachstumsmarkt bleiben wird."

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