Deutscher Lauschangriff auf syrisches Regime:Geschäft auf Gegenseitigkeit

Aufklärung oder Spionage? Der Bundesnachrichtendienst belauscht die Kommunikation des syrischen Regimes. Der BND tut gut daran, sich einen eigenen Eindruck der Lage in dem Bürgerkriegsland zu verschaffen - das hat auch für Verbündete Vorteile.

Paul-Anton Krüger

Das Verteidigungsministerium bestätigt, dass ein Flottendienstboot der Marine in internationalen Gewässern im östlichen Mittelmeer kreuzt. Das Schiff hat moderne Fernmelde- und Aufklärungstechnik an Bord. Und von der Türkei aus belauscht der Bundesnachrichtendienst die Kommunikation des syrischen Regimes. Ob man das nun Aufklärung oder Spionage nennt, ist eine müßige Diskussion.

Deutschland tut gut daran, sich eine eigene Einschätzung der Situation in dem Bürgerkriegsland zu verschaffen, militärische Informationen ebenso eingeschlossen wie solche, die Aufschluss geben über den Zustand des Regimes. Ein zutreffendes und detailliertes Lagebild ist die notwendige Grundlage, um Entscheidungen treffen zu können. Für diesen Zweck unterhalten Staaten Nachrichtendienste.

Ebenso selbstverständlich ist es, dass zumindest ein Teil der so gewonnenen Erkenntnisse mit Verbündeten wie den USA und Großbritannien ausgetauscht wird. Das ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, von dem alle Seiten profitieren.

Der Westen hat in Syrien gemeinsame Interessen und verfolgt gegenüber dem Regime eine weitgehend einheitliche Politik. Völlig auszuschließen ist es nicht, dass über diesen Umweg von Deutschen gewonnene Informationen am Ende bei den Rebellen landen. Zur Planung von Guerilla-Operationen oder Anschlägen dürften sie sich indes kaum eignen.

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