Deutscher Dschihadist tot:"Deswegen wollen wir für Allah sterben"

Vor fünf Jahren konvertierte Philipp B. aus Dinslaken zum Islam. 2013 reiste er nach Syrien und schloss sich dem Einmarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat in den Irak an. Offenbar sprengte er sich nun in Mossul als Attentäter in die Luft - angeblich, weil er nach einer Verletzung nicht mehr kämpfen konnte.

Von Marie Delhaes und Frederik Obermaier

Einer der bekanntesten Dschihadisten aus Deutschland hat sich offenbar im Irak bei einem Selbstmordattentat in die Luft gesprengt. Bekannte des Mannes bestätigten der SZ, dass Philip B. aus dem nordrhein-westfälischen Dinslaken einen Anschlag nahe Mossul begangen hat. Ziel soll ein Stützpunkt der kurdischen Peschmerga-Kämpfer gewesen sein, die seit einigen Wochen versuchen, den Vormarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat zu stoppen. Angeblich starben bei dem Attentat bis zu 20 Menschen.

Philip B. war in den Augen der deutschen Sicherheitsbehörden das Paradebeispiel dafür, wie schnell aus harmlosen Hitzköpfen gefährliche Islamisten werden. B. war vor fünf Jahren zum Islam konvertiert und nannte sich seither "Abu Osama". Mit einer Gruppe befreundeter Radikaler war er 2013 nach Syrien gereist. Dann schloss er sich dem Einmarsch der Gruppe Islamischer Staat (IS) in das syrische Nachbarland Irak an, wo er sich nun offenbar in die Luft sprengte.

Wie die SZ aus Islamistenkreisen erfuhr, war Philip B. schon vor einigen Monaten in den Hals geschossen worden. "Er wurde ja von einer Kugel getroffen und durfte nicht mehr kämpfen. Deswegen hat er dann diese Entscheidung gefällt", schrieb ein Bekannter von B. im Internet.

Anführer der "Lohberger Brigade"

Der ehemalige Pizzabote Philip B. war der inoffizielle Anführer der selbst ernannten "Lohberger Brigade", einer Gruppe Dschihadisten aus dem gleichnamigen Stadtteil von Dinslaken, die im Internet regelmäßig über ihre Erlebnisse in Syrien berichtete. Einer der Männer posierte auf Fotos beispielsweise mit abgeschlagenen Köpfen. Philip B. forderte seine Anhänger im Dezember 2013 in einem Video auf, ihm nach Syrien zu folgen: "Beteilige dich am Dschihad". Auf Facebook schrieb er: "Wer für Allah etwas verlässt, bekommt Besseres! Deswegen wollen wir für Allah sterben, denn das Jenseits ist für die Gläubigen die wahre Wohnstätte!" Noch zwei Tage vor seinem Tod hatte B. auf Facebook den Link zu einer ARD-Dokumentation gepostet. Der Titel: "Sterben für Allah".

Insgesamt haben laut der Zählung des Verfassungsschutzes seit Beginn des Bürgerkriegs vor drei Jahren 400 Islamisten Deutschland in Richtung Syrien verlassen. Einige der Männer sind offenbar - wie B. - von dort aus weiter in den Irak gereist. Vor ihm sollen dort bereits zwei weitere Männer aus Deutschland Selbstmordattentate begangen haben.

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