Deutsche Bank:Kein Bonus für Verlust

Der Vorstand verzichtet auf Boni. Das ist ein überfälliges Signal.

Von Meike Schreiber

Neulich mussten die hiesigen Filialmitarbeiter der Deutschen Bank lesen, wie ihre Kollegen in London mit Spesen prassen. Immer noch. Trotz angeblich harter Sparprogramme. Dass sie durchschnittlich 27 000 Euro pro Mitarbeiter im Jahr für Dienstreisen ausgeben. Dass sie schon mal Limousine statt Taxi buchen. Die Deutschen geben sogar ihre Bahnbonuspunkte an den Konzern ab.

Es sind die kleinen Dinge, die eine ohnehin schon schlechte Unternehmenskultur vollends umkippen lassen können. Dinge, die dazu führen, dass jeder nur noch mitnimmt, was er kann, bevor das Ganze gegen die Wand fährt. Dass die Bankführung um John Cryan nun nach längerem Zaudern erneut auf den Bonus verzichtet, ist daher ein überfälliges Signal. Schließlich hat das Geldhaus 2017 wieder Verlust gemacht, und das Management hat darüber hinaus auch viele Ziele nicht erreicht. Für den ganzen Konzern mag es dabei um einen überschaubaren Betrag gehen, dennoch ist die Botschaft nicht zu unterschätzen. Wenn die oberste Führungsriege nicht zeigen kann, dass es ihr um mehr als nur das eigene Bankkonto geht, dann laufen auch der propagierte Kulturwandel und jede Durchhalteparole ins Leere.

"Wir haben auf die Welt zu hören, auf die Stimmung in einer Gesellschaft, in der wir arbeiten", sagt Cryan, und er hat recht damit. Das wiederum ist auch ein Appell an die Mitarbeiter. Dass es für die Belegschaft nun trotz Verlust noch einmal Milliardenboni gibt, darf sich nächstes Jahr nicht wiederholen.

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