Deutsche Bahn:Zweite Wahl, bessere Wahl

Der neue Bahnchef Lutz kennt den Laden. Er muss ihn nicht umkrempeln.

Von Caspar Busse

Manchmal können sich zweitbeste Lösungen durchaus als gut erweisen. Richard Lutz war bestimmt nicht die erste Wahl für den Job als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn. Aber es musste nach dem überraschenden Abgang von Rüdiger Grube schnell gehen, und in der Wirtschaft fand sich offenbar nicht so schnell ein Kandidat, der unbedingt wollte. So hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt den bisherigen Finanzvorstand Lutz zum neuen Chef des Staatsunternehmens gemacht.

Gut ist, dass so die Berufung des langjährigen CDU-Politikers Ronald Pofalla verhindert wurde. Der ehemalige Kanzleramtschef wäre das falsche Signal gewesen, die Bahn braucht nicht mehr Staat, sondern weniger. Lutz, seit 23 Jahren im Unternehmen und bisher vor allem im Hintergrund tätig, könnte dagegen der Richtige sein. Er kennt die Probleme, weiß, was geht und was nicht, muss sich kaum einarbeiten. Ein grundsätzlicher Neuanfang ist bei der Bahn nicht nötig, sie muss aber attraktiver werden - digitaler, profitabler, pünktlicher, sauberer.

Die Bahn als zentraler Teil eines umfassenden Mobilitätskonzeptes von Tür zu Tür, das sollte die Vision sein. Bis dahin ist es noch weit, auch wenn zuletzt die Passagierzahlen wieder gestiegen sind. Viel zu tun für den Neuen. Umso unverständlicher ist es, dass Lutz in Personalunion auch Finanzvorstand bleiben soll. Das ist zuviel Macht in einer Hand.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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