Deutsch-chinesische Wirtschaftsbeziehungen:iPhones statt Kohle

beleuchtete Buerogebaeude im Innenhafen im Abendlicht Deutschland Nordrhein Westfalen Ruhrgebiet

Der Innenhafen von Duisburg im Abendlicht

(Foto: Imago Stock&People)

Chinas Staatspräsident Xi kommt nach Deutschland. Und besucht: Duisburg. Weil hier drei Mal die Woche ein vollbeladener Güterzug aus Chongqing ankommt.

Von Bernd Dörries, Duisburg

Es wird natürlich einen großen Bahnhof geben, ein Podest wird aufgebaut vor dem Gleis, an dem die erschöpfte Lokomotive ankommt, nach so langer Fahrt aus China. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping wird diese Leistung loben als wichtigen Beitrag, der das deutsche und das chinesische Volk näher zusammenbringe. Und die Völker dazwischen irgendwie auch.

Gelungenes Stück Strukturwandel

Es kommt nicht so oft vor, dass die Stadt Duisburg so hohen Besuch empfängt. Und wenn, dann ist der Anlass meistens nicht sehr erfreulich. Es sind die Jahrestage der Katastrophe auf der Loveparade oder die Expedition eines EU-Kommissars in die Elendsquartiere der Roma. Der Besuch des chinesischen Staatspräsidenten am kommenden Samstag lenkt die Aufmerksamkeit aber diesmal auf ein gelungenes Stück Strukturwandel im Ruhrgebiet, von denen es nicht so viele gibt. Früher haben im Duisburger Hafen vor allem die Kohlenschiffe angelegt, bis man im Pott nicht mehr so viel Kohle förderte und verfeuerte.

Dann wurde es erst einmal ruhig am Duisburger Hafen. Heute nennt er sich "größte Logistikdrehscheibe in Zentraleuropa" - und weil das noch nicht reicht, ist er auch der "größte Binnenhafen der Welt". Mehr als 20 000 Menschen arbeiten dort, Audi hat im vergangenen Herbst ein riesiges Logistikzentrum eröffnet. Statt auf Kohle und Stahl setzt Duisburg nun auf Container.

Die kommen nicht nur mit dem Schiff über den Rhein, sondern mit dem Zug, am Samstag rollt der Yuxinou ein, der eine Strecke von 10 300 Kilometern zurücklegte - eine Entfernung, die länger ist als die der Transsibirischen Eisenbahn. Sechzehn Tage ist der Zug aus Chongqing unterwegs, einer Millionen-Stadt in Zentralchina. Bis zu 50 Container kann er transportieren, vollgepackt mit iPhones und Computern aus den Fabriken von Hewlett-Packard. Chongqing ist das Zentrum der chinesischen Elektroindustrie. "Für Unternehmen dort ist der Zugtransport schneller als das Schiff und billiger als das Flugzeug", sagt Erich Staake, der Chef des Duisburger Hafens. Das Schiff würde 40 Tage brauchen, der Containerpreis von etwa 10 000 Dollar ist deutlich billiger als Luftfracht.

Auf dem Rückweg gibt es noch freie Plätze

Drei Mal die Woche fährt der Yuxinou in China los, er durchquert Kasachstan, Russland, Weißrussland und schließlich Polen. Er muss an Zollstationen halten und die Waggons wegen der unterschiedlichen Spurweiten tauschen. Bisher sind die Fahrten aber reibungslos verlaufen, jeder Container ist mit einem GPS-Sender ausgestattet und kann bei Verlust schnell geortet werden.

Nach Duisburg kommen die Züge meistens voll beladen, auf dem Rückweg gebe es noch freie Plätze, sagt Hafen-Chef Staake. Viele deutsche Unternehmen würden die Verbindung bisher gar nicht kennen. Das soll sich durch den Besuch des chinesischen Präsidenten nun ändern. Hafen-Chef Staake erhofft sich durch die Aufmerksamkeit auch einen Schub für eine weitere Zugstrecke, die Wiederinbetriebnahme einer Güterzuglinie nach Antwerpen, die sie hier auch den "Eisernen Rhein" nennen. Die Stadt könnte man auch über Fluss und Nordsee erreichen, mit dem Zug geht es aber schneller. Dann könnte der Yuxinou von China bis nach Belgien fahren.

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