Deutsch-amerikanische Beziehungen:It's complicated

Deutsch-amerikanische Beziehungen: Angela Merkel und Donald Trump bei dem G-20-Gipfel in Hamburg

Angela Merkel und Donald Trump bei dem G-20-Gipfel in Hamburg

(Foto: Regina Schmeken; Bearbeitung SZ)

Deutsche und Amerikaner beurteilen das bilaterale Verhältnis laut einer Studie sehr unterschiedlich. Das Vertrauen in Trump ist hierzulande minimal, US-Bürger schätzen Berlin hingegen als Verbündeten, der jedoch aufrüsten sollte.

Von Matthias Kolb

Ein Jahr nach dem überraschenden Wahlsieg von US-Präsident Donald Trump im November 2016 sind sich Deutsche und US-Amerikaner auffällig uneins in der Bewertung des Verhältnisses beider Staaten. Einer aktuellen Studie zufolge äußert sich die große Mehrheit der US-Amerikaner positiv über die bilateralen Beziehungen, lediglich 22 Prozent betrachten sie als "schlecht". Ganz anders ist die Lage in Deutschland, wo eine deutliche Mehrheit der Befragten unzufrieden ist.

Diese Daten stammen aus einer Studie, die das parteiunabhängige Meinungsforschungsinstitut Pew Research und die Körber-Stiftung heute vorgelegt haben. Hierfür wurden im Oktober 2017 jeweils etwa 1000 Bürger in beiden Ländern befragt. Sie sollten unter anderem angeben, welcher Faktor ihnen im bilateralen Verhältnis am wichtigsten ist - hier nannte fast jeder zweite Deutsche "Wirtschaft und Handel" (45 Prozent gegenüber 33 Prozent in den USA). Bei den US-Amerikanern landete "Kooperation in Sicherheits- und Verteidigungsfragen" auf dem ersten Platz (34 Prozent); dieser Faktor war nur jedem sechsten Deutschen wichtig.

Unterschiedliche Bedeutung wird auch den "geteilten demokratischen Werten" beigemessen: 35 Prozent der Deutschen sehen sie als wichtig an, während nur 21 Prozent der US-Amerikaner diese als entscheidend benennen. Die Autoren der Studie betonen, wie stark die deutsche Wahrnehmung von Donald Trump auch die Ansicht über die USA beeinflusst. So hätte sich der Anteil an USA-Freunden unter den Deutschen von 57 Prozent im Jahr 2016 innerhalb eines Jahres auf 35 Prozent verringert. Und Pew weist auf eigene Zahlen aus dem Sommer 2017 hin, die - im historischen Vergleich - das Misstrauen der Deutschen gegenüber den Fähigkeiten von Donald Trump illustrieren.

Das persönliche Verhältnis Trumps zu Angela Merkel gilt als angespannt - nicht zuletzt weil der US-Präsident die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin als "katastrophalen Fehler" bezeichnet hat. Über den ausgebliebenen Handschlag beim ersten Treffen im Weißen Haus wird hierzulande noch heute gesprochen. In den USA hat sich die Meinung über die Kanzlerin nicht grundlegend verändert: Sie wird eher positiv als negativ gesehen und die Zahl jener Amerikaner, die Merkel nicht kennen, nimmt ab.

Dass die Anhänger der Demokraten die CDU-Chefin höher schätzen als die Fans der Republikaner, wundert nicht. Einerseits bietet Merkels unaufgeregter und uneitler Politikstil das Gegenteil zum Auftreten Trumps, den viele progressive Amerikaner verachten - und andererseits bewundern viele Demokraten Deutschland und vor allem Merkel für die Solidarität und Hilfsbereitschaft während der Flüchtlingskrise des Sommers 2015 (Hintergründe in diesem SZ-Text).

Aufschlussreich ist allerdings, welchen Einfluss die politische Ausrichtung auf die Bewertung Deutschlands hat. Die Demokraten schätzen die bilateralen Beziehungen besser ein als die Fans der Republikaner und unter ihnen ist auch der Wunsch nach einer noch engeren Zusammenarbeit mit Berlin größer. Es findet sich auch nur unter den Demokraten eine Mehrheit für die Einschätzung, dass sich Deutschland auf internationaler Bühne ausreichend einbringe - viele konservative Amerikaner wünschen sich - wohl angesichts der Wirtschaftsstärke - mehr Engagement.

Was steckt noch in den Zahlen von Pew und der Körber-Stiftung? 45 Prozent der US-Bürger sind überzeugt, dass Deutschland seine Ausgaben für Verteidigung erhöhen sollte; nur 37 Prozent finden, dass diese gleichbleiben sollen. Die ständige Forderung Trumps, wonach die Alliierten mehr für die eigene Sicherheit tun und gemäß der Nato-Vereinbarungen mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukt ins Militär investieren sollten, findet also Unterstützung in den USA.

Hierzulande ist die Meinung eine andere: Nur ein knappes Drittel möchte der Bundeswehr mehr Geld geben. Und 13 Prozent der Befragten plädieren sogar dafür, die Ausgaben zu reduzieren.

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