Detroit-Attentat: Geheimdienstpanne:Gefährliche Fehleinschätzung

Der Attentäter von Detroit und seine Kontakte zu Extremisten waren dem britischen Geheimdienst offenbar seit langem bekannt. Trotzdem hielten die Ermittler es nicht für nötig, die US-Behörden zu alarmieren.

Britische Sicherheitsbehörden haben die Gefahr, die von dem Attentäter von Detroit ausging, offenbar falsch eingeschätzt. Jetzt haben sie ihren amerikanischen Kollegen zwar eine Akte über Umar Farouk Abdulmutallab übergeben - allerdings erst nach dem versuchten Anschlag und mindestens drei Jahre nachdem sie begannen, Informationen über ihn zu sammeln. Einem Bericht der Sunday Times zufolge wussten die Ermittler bereits während des Studiums des mutmaßlichen Attentäters zwischen 2005 und 2008 von seinen wiederholten Kontakten zu islamischen Extremisten, kamen in einer Schnelleinschätzung aber zu dem Schluss, dass er keine Gefahr darstelle.

Detroit-Attentat: Geheimdienstpanne: War dem britischen Geheimdienst seit Jahren bekannt: Umar Farouk Abdulmutallab, der mutmaßliche Attentäter von Detroit

War dem britischen Geheimdienst seit Jahren bekannt: Umar Farouk Abdulmutallab, der mutmaßliche Attentäter von Detroit

(Foto: Foto: AP)

Terrorfahndern zufolge setzte sich während seiner Studienzeit in London von 2005 bis 2008 mehrfach mit Radikalen in Verbindung, die vom Geheimdienst MI5 beobachtet wurden, wie die Sunday Times berichtete. Die Informationen seien vor dem Anschlagsversuch des 23-jährigen Nigerianers auf ein US-Passagierflugzeug nicht an die amerikanischen Behörden weitergegeben worden.

Die Zeitung zitierte einen hochrangigen britischen Regierungsmitarbeiter mit der Aussage, der Geheimdienst sei damals in einer Schnelleinschätzung zu dem Schluss gelangt, dass Abdulmutallab keine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle.

Die Geheimdienstmitarbeiter hätten ihre Einschätzung damit begründet, dass der Nigerianer lediglich einer von vielen Jugendlichen gewesen sei, die zwar Kontakte zu Extremisten hätten, von denen jedoch nicht anzunehmen sei, dass sie selbst an terroristischen Aktivitäten beteiligt seien. Abdulmutallab sei selbst aktiv geworden und habe Kontakt zu Radikalen gesucht.

Im Jemen rekrutiert

Die britischen Behörden gingen davon aus, dass Abdulmutallab erst für den geplanten Anschlag rekrutiert worden sei, nachdem er Großbritannien verlassen habe, höchstwahrscheinlich während seines Jemen-Aufenthalts im vergangenen Sommer. Nach Einschätzung der Behörden würden in dem Land auf der arabischen Halbinsel bis zu einem Dutzend junger britische Muslime für den Terrorismus ausgebildet, hieß es in dem Bericht der Sunday Times weiter.

Nicht nur in Großbritannien wird über das Wissen des Geheimdienstes um Abdulmutallabs Absichten diskutiert. US-Präsident Barack Obama hatte bereits in der vergangenen Woche die amerikanischen Dienste kritisiert.

Die radikal-islamische Organisation al-Qaida hat sich mittlerweile zu dem vereitelten Versuch Abdulmutallabs bekannt, am ersten Weihnachtstag eine Maschine der US-Fluggesellschaft Northwest Airlines kurz vor der Landung in Detroit zu sprengen. Der Nigerianer hat ausgesagt, den Sprengstoff von al-Qaida im Jemen erhalten zu haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: