Detonation: Tunesien: Mehrere Tote bei Anschlag auf Bus der Präsidentengarde

Detonation: Kaum ein Durchkommen gibt es in der Avenue Mohammed V nach einem Bombenanschlag auf Mitglieder der Präsidentengarde.

Kaum ein Durchkommen gibt es in der Avenue Mohammed V nach einem Bombenanschlag auf Mitglieder der Präsidentengarde.

(Foto: AP)
  • Zwölf Mitglieder der Präsidentengarde wurden in Tunis bei einem Terroranschlag getötet.
  • Zu dem Anschlag bekannte sich bislang niemand, er trägt aber das Muster islamistischer Extremisten
  • Die tunesischen Behörden hatten erst vor wenigen Tagen vor neuen Anschlägen gewarnt und die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Bei einem Terroranschlag in Tunis sind am Dienstagabend mindestens zwölf Mitglieder der Präsidentengarde getötet worden. Eine Bombe traf den Bus mit den Soldaten auf der Avenue Mohammed V, einer der zentralen und stark befahrenen Magistralen der tunesischen Hauptstadt. Ob die Bombe in dem Bus oder am Straßenrand platziert war, blieb zunächst unklar. Ein nachfolgender Bus und umstehende Autos wurden beschädigt, mindestens 20 weitere Personen wurden verletzt. Zwei starben laut der Nachrichtenagentur AFP später. Das Attentat ereignete sich am frühen Abend nahe des einstigen Sitzes der Staatspartei RCD, die unter Diktator Zine el-Abidine Ben Ali das Land beherrschte. Nahebei liegen das Innen- und das Tourismusministerium sowie die Zentralbank.

Präsident Béji Caïd Essebsi verhängte am Abend den Notstand für das Land und eine nächtliche Ausgangssperre in der Hauptstadt. Tunesien befinde sich in einem "Krieg gegen den Terrorismus", sagte er in einer Fernsehansprache. Zu dem Anschlag hatte sich bis dahin niemand bekannt, er trägt aber das Muster islamistischer Extremisten. Attentäter, die sich jeweils als Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichneten, hatten im März bei einem Anschlag auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis 21 westliche Touristen und einen Polizisten getötet und im Juni im Badeort Sousse am Mittelmeer 38 Urlauber mit eine Sturmgewehr am Strand ermordet. Der damals verhängte Ausnahmezustand war erst Anfang Oktober wieder aufgehoben worden.

Umstrittenes Anti-Terrorgesetz mit weitreichenden Vollmachten

In der Zwischenzeit hatte das Parlament ein umstrittenes Anti-Terrorgesetz mit weitreichenden Vollmachten für die Sicherheitskräfte verabschiedet. Tunesische Behörden hatten erst vor wenigen Tagen vor neuen Anschlägen in der Hauptstadt gewarnt. Sie verschärften die Sicherheitsvorkehrungen. Das Militär kämpft in der Bergregion an der Grenze zu Algerien gegen militante Islamisten.

Aus dem benachbarten Libyen sickern Extremisten ein, die dort bei der Terrormiliz Islamischer Staat oder anderen Gruppen trainiert haben. Zudem sind laut Regierung mehr als 3000 Tunesier nach Syrien, Irak und Libyen gegangen, um für den IS zu kämpfen; mehr als 500 von ihnen sollen wieder zurück in ihrer Heimat sein. Die EU hat die Unterstützung für Tunesien und die Zusammenarbeit in der Terrorbekämpfung in Reaktion auf die Anschläge ausgebaut. Sie hofft damit, das einzige Land des arabischen Frühlings, das den Übergang zur Demokratie geschafft hat, zu stabilisieren.

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