Dennis Rodman in Nordkorea:Ersatzmann für Michael "Air" Jordan

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Dennis Rodman wird auf dem Flughafen von Pjöngjang von Nordkoreas Vice Sportminister, Son Kwang Ho, in Empfang genommen. (Foto: REUTERS)

Zum dritten Mal in diesem Jahr besucht der frühere NBA-Profi Dennis Rodman Nordkorea - nur wenige Tage nach der Hinrichtung des Onkels von Kim Jong Un. Doch das ist Rodman herzlich egal.

Von Christoph Giesen

Wenn es etwas im Überfluss gibt in Nordkorea, dann sicherlich Friseure. An fast jeder Straßenecke in Pjöngjang findet man einen Salon, die Haarschnitte sind günstig, viele Nordkoreaner schauen oft vorbei, denn das Regime hat sehr genaue Vorstellungen, wie ein sozialistisches Haupt gestriegelt sein muss. Männer mit bunten Haaren - in Nordkorea unvorstellbar, genauso wie Nasenringe oder gar ein Lippenpiercing. So rumlaufen, das darf in Nordkorea nur einer: Dennis Rodman.

Schon zum dritten Mal in diesem Jahr ist der frühere NBA-Profi nun nach Pjöngjang geflogen, "Basketball-Diplomatie" nennt er das. Am 8. Januar soll zu Kim Jong Uns Geburtstag ein Spiel mit ehemaligen NBA-Kollegen stattfinden. Dass er nur wenige Tage nach der Hinrichtung des einflussreichen Onkels Jang Song Taek nach Nordkorea reist, ist Rodman herzlich egal.

Als Rodman Ende Februar zum ersten Mal nach Nordkorea flog, da wusste er noch nicht so recht, wo es hingeht. "Vielleicht treffe ich ja hier den Gangnam-Style-Typen", twitterte er. Der Rapper Psy stammt allerdings aus Südkorea. Inzwischen hat der 52-Jährige den Unterschied zwischen Nord und Süd aber verstanden. Im September prahlte er: "Ich habe alle ihre persönlichen Daten, private Telefonnummern, E-Mails, einfach alles." Den noch jungen, aber machtpolitisch schon recht forsch auftretenden Diktator Kim Jong Un nennt Rodman schlicht Kim oder gar einen "Freund fürs Leben".

Dass Rodman seine Basketball-Diplomatie betreibt, ist wohl eher ein Zufall: Kim Jong Un ist zwar ein großer Basketballfan, das ist bekannt, doch am liebsten, so heißt es, hätte er Michael "Air" Jordan eingeladen. Der ehemals beste Basketballspieler der Welt war in den Neunzigerjahren ein Teamkamerad Rodmans. In einem Museum in Nordkorea ist sogar ein von Jordan signierter Basketball ausgestellt, die damalige US-Außenministerin Madeleine Albright brachte ihn 2000 als Gastgeschenk mit. Weil Jordan aber signalisierte, dass er kein Interesse habe, kam Rodman.

Sturzbetrunken bei Hochzeit mit Carmen Electra

Die Basketball-Karriere Rodmans begann holperig. Er war schon 25 Jahre alt, als er in der nordamerikanischen Profiliga anheuerte. Zuvor hatte er recht erfolglos studiert und sogar mal als Wachmann am Flughafen in Dallas gearbeitet. Die ersten Jahre über spielte Rodman in Detroit, dann ging er nach San Antonio, 1995 schloss er sich den "Chicago Bulls" an, der damals besten Mannschaft der Welt. Gemeinsam mit Michael Jordan gewann er drei US-Meistertitel.

Abseits des Basketball-Feldes fiel Rodman vor allem durch wechselnde Haarfarben und zahlreiche Provokationen auf. Er trug Frauenkleider in der Öffentlichkeit und hatte eine Affäre mit Madonna. Nach nur einem halben Jahr endete seine Ehe mit der Schauspielerin Carmen Electra. Ob die Hochzeit je rechtskräftig gewesen ist, daran gibt es erhebliche Zweifel, denn bei der Trauung war Rodman sturzbetrunken.

© SZ vom 21.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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