Demonstrationen:Zehntausende für mehr Klimaschutz

Weltweit gehen Menschen auf die Straße. In Frankfurt stoppen Aktivisten den ICE der deutschen Delegation.

Von M. Bauchmüller, Paris

- Kurz vor Beginn des Klimagipfels haben sich Zehntausende Bürger in aller Welt für einen wirksamen Kampf gegen die Erderwärmung ausgesprochen. In Paris, wo ursprünglich die zentrale Kundgebung stattfinden sollte, bildeten etwa 10 000 Demonstranten eine Menschenkette. Die Behörden hatten die eigentlich geplante Großdemonstration aus Angst vor weiteren Anschlägen oder den Folgen einer Panik verboten. Offiziell war auch die Menschenkette nur eine spontane Verbindung von Spaziergängern, viele von ihnen in bunten Kostümen. An der Place de la République stellten Umweltschützer Tausende Schuhe ab - als Symbol für die abgesagte Demonstration. Nach Polizeiangaben wurden etwa 100 Personen festgenommen. Die Einsatzkräfte gingen gegen mehrere gewaltbereite Gruppen von Protestierenden vor, die Beamte mit Gegenständen bewarfen, wie die Polizei mitteilte.

Auch in Sydney, Kairo, London, Tokio, Barcelona, Berlin und Johannesburg fanden Demonstrationen statt. Allein in Sydney kamen am Sonntag schätzungsweise 45 000 Menschen zusammen, um für ambitionierte Klimaschutzziele zu demonstrieren. In Berlin zählten die Veranstalter 17 000 Teilnehmer. Weltweit wollten Umweltschützer in mehr als 2000 Protestaktionen Druck auf die Konferenzteilnehmer machen. An diesem Montag kommen die Staats- und Regierungschefs von circa 150 Ländern zusammen, um den Gipfel zu eröffnen. Bei der zweiwöchigen Konferenz soll ein neues Klimaabkommen entstehen, das erstmals alle 196 Staaten umfasst. Erwartet werden US-Präsident Barack Obama ebenso wie Russlands Wladimir Putin, Chinas Präsident Xi Jinping ebenso wie Indiens Narendra Modi. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel reist an.

Große Teile der deutschen Delegation, unter ihnen auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), waren schon am Samstag mit einem Sonderzug angekommen und dabei von einer kleinen Gruppe Autonomer aufgehalten worden. Bei einem Zwischenstopp am Frankfurter Hauptbahnhof ketteten sich drei Aktivisten an den Gleisen an und verhinderten so für mehr als zwei Stunden die Ausfahrt des Zuges. Drei weitere teils sehr junge Aktivisten seilten sich zeitgleich unter Lebensgefahr von der Bahnhofsdecke ab und nahmen anschließend auf dem ICE Platz. "Rettet das Klima, werft den Kapitalismus weg", forderten sie.

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