Debatte um Nebeneinkünfte:Steinbrück zeigt sich offen für schärfere Transparenzregeln

In der Diskussion um seine Vortragshonorare geht Peer Steinbrück in die Offensive: "Ich lege gerne alle Daten offen", sagt er in der Sendung "Günther Jauch". Auch eine generelle Verschärfung der Transparenzregeln hält der designierte SPD-Kanzlerkandidat für möglich. Zugleich wirbt er für einen "Fairnesspakt" im Wahlkampf.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht einer Verschärfung der Regeln für die Offenlegung von Einnahmen durch Nebenjobs aufgeschlossen gegenüber. Wenn die derzeitigen Transparenzrichtlinien sich als unzureichend herausstellen sollten, dann sei er bei einer Verschärfung dabei, sagte Steinbrück am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch".

Er sei dann sehr gespannt, wie jene Parteien reagierten, die bisher gegen solche neue Richtlinien seien und diese Debatte gegen ihn losgetreten hätten, sagte Steinbrück. Um die Vortragshonorare Steinbrücks in Höhe von mindestens 560.000 Euro war in den vergangenen Tagen eine heftige politische Debatte entbrannt. Führende SPD-Politiker hatten sich hinter Steinbrück gestellt.

Günther Jauch spricht mit Peer Steinbrück

"Überrascht" von der Debatte um seine Nebeneinkünfte: Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.

(Foto: dpa)

Den designierten SPD-Kanzlerkandidaten hat die Diskussion nach eigenen Worten überrascht. "Ich habe mich nach Gesetz und Recht verhalten und habe es nicht für möglich gehalten, dass darüber Misstrauen entstehen kann", sagte Steinbrück.

Jetzt lerne er, dass Misstrauen vorhanden sei. Deshalb habe er einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer gebeten, alle Daten zusammenzustellen: "Ich lege gerne alle Daten offen. Ich werde auch gerne angeben, welches Durchschnittshonorar ich über ein Jahr bekommen habe", bekräftigte er. Bezüglich der Gesamtsumme seiner Honorare gebe es "wahnsinnige Spekulationen", erklärte Steinbrück. "Ehe ich jetzt etwas Falsches in die Welt setze, bitte ich abzuwarten, was dieser unabhängige Wirtschaftsprüfer darstellt. Er wird es veröffentlichen."

Respekt für Merkel nicht verstecken

Den Vorwurf einer Nähe zur Bankenlobby nannte Steinbrück "absurd und dämlich". An die Adresse der Medien sagte er: "Viele Journalisten wissen, wie ich öffentlich geredet und Artikel geschrieben und dass ich ein Papier zur Regulierung der Banken vorgelegt habe, das mich garantiert nicht in die Nähe der Interessenlage von Banken bringt. Das ist ein hergeholter Vorwurf."

Steinbrück schlug Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Fairnesspakt für den anstehenden Bundestagswahlkampf vor. Er sprach sich für einen fairen und inhaltsgeprägten Wahlkampf aus und regte dafür einen "Wahlkampfkodex" an. Er werde seinen Respekt Merkel gegenüber nicht verstecken, sagte Steinbrück.

Dennoch warf er Merkel vor, keine Vorstellungen von der Notwendigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu haben. Auch schwanke sie zwischen der Funktion der Architektin in Europa und einer starken Rücksichtnahme auf Euroskeptiker in der eigenen Partei.

Im Zusammenhang mit den Nebeneinkünften erhielt Steinbrück auch Rückendeckung vom potenziellen Koalitionspartner: Die Kritik der Regierungsparteien an dem SPD-Politiker sei von "Aggressionen" und "Zerstörungsinteressen" getragen, sagte die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast, im ARD-"Morgenmagazin". "So ist es, wenn man einen guten Kandidaten seitens der SPD als Gegenkandidaten hat." Da werde einfach Wahlkampf gemacht.

Steinbrück bemühe sich um Aufklärung und habe dazu einen Wirtschaftsprüfer beauftragt, sagte Künast. Es müsse jetzt darum gehen, die Regeln für die Offenlegung von Einkünften aus Nebeneinkünften grundsätzlich zu überarbeiten. Dies forderten die Grünen schon seit langem. Sie sei gespannt, wie sich Union und FDP nach der Kritik an Steinbrücks Nebeneinkünften nun dazu verhielten, sagte Künast.

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