Debatte um Lafontaine-Comeback:Gysi soll "Spieltrieb" zügeln

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Linken-Fraktionschef Gysi denkt laut über eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik nach - für die SPD ein deutliches Zeichen der Schwäche der Partei. Doch auch die Linken selbst sprechen von einer "Phantomdiskussion".

Andeutungen über eine Rückkehr Oskar Lafontaines in die Bundespolitik lösen selbst innerhalb der Linken keine Begeisterung aus. Parteichefin Gesine Lötzsch kritisierte Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi wegen der von ihm befeuerten Gerüchte über ein Comeback Lafontaines.

Der frühere Linke-Vorsitzende Oskar Lafontaine will offenbar gar nicht in die Bundespolitik zurückkehren - darüber spekulieren lässt sich natürlich trotzdem. (Foto: ddp)

"Gysi muss seinen Spieltrieb ein bisschen zügeln. Politik ist kein Spiel", sagte Lötzsch dem Berliner Tagesspiegel. Es sei nicht fair gegenüber Lafontaine, ihn wie ein passives Objekt zu behandeln.Gysi hatte gesagt, derzeit habe Lafontaine zwar nicht die Absicht, wieder eine größere Rolle zu übernehmen, jedoch hinzugefügt: "Aber ich denke, wenn es eine Notsituation gibt, kann er sich eine Rückkehr vorstellen."

Lafontaine hatte nach einer Krebserkrankung Anfang vergangenen Jahres bekannt gegeben, auf den Bundesvorsitz der Linken zu verzichten. Zuvor hatte er bereits für den Posten des Bundestagsfraktionschefs nicht wieder kandidiert. Derzeit ist er Fraktionsvorsitzender in saarländischen Landtag.

Lötzsch steht in den eigenen Reihen ebenso wie Ko-Chef Klaus Ernst in der Kritik. Sie sagte: "Wir sollten respektieren, dass Parteitage über unsere Führung entschieden haben. Ansonsten wird nicht nur die Partei, sondern auch die Öffentlichkeit verunsichert." Persönliche Ambitionen und Eitelkeiten müssten zurückgestellt werden.

Strategie statt Personal

Lötzsch warnte zugleich vor einem Kurswechsel als Konsequenz aus den Niederlagen ihrer Partei bei den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Es gelte "dicke Bretter und bohren und bei unseren Themen zu bleiben". "Die Grünen haben uns doch gerade vorgemacht, wie mit einem Urthema zu punkten ist", sagte sie.

Die Vize-Vorsitzende der Linken, Halina Wawzyniak, nannte die Debatte im Deutschlandfunk eine "Phantomdiskussion". Die Linke benötige eine Strategiedebatte mehr als eine über Personal. Ihre Partei müsse vor allem klären, wie sie ihren "gesellschaftlichen Gebrauchswert" generieren wolle.

Beim politischen Gegner löst die Diskussion um ein Lafontaine-Comeback Hohn und Spott aus. Nach Ansicht des parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, ist sie ein Beleg für die Schwäche der Linken.

"Der Vorschlag, Lafontaine zu reaktivieren, ist eine Mischung aus Verzweiflung und Untergangsstimmung", sagte Oppermann dem Hamburger Abendblatt. Weder Gysi noch Lafontaine seien in der Lage, den Niedergang der Linken im Westen aufzuhalten. "Die Wahlen der letzten Wochen haben gezeigt: Niemand braucht die Linkspartei", sagte Oppermann.

© (AP/DAPD/dpa/gal) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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