Debatte um Ehegattensplitting:An den Wünschen von Eltern vorbei

Seit Jahren streiten Experten aller Parteien über das Ehegattensplitting. Manche wollen es gar ganz abschaffen. Und dann das: Laut einer Umfrage wollen 81 Prozent der Eltern dieses Steuermodell behalten. Ob das Signal der Wähler in Berlin verstanden wird?

Ein Kommentar von Ulrike Heidenreich

Die Ratereihe für Politiker mit dem Titel "Was will uns der Wähler damit sagen?" ist um eine Variante reicher. Experten aller Parteien streiten seit Jahren um das Ehegattensplitting. Sie denken darüber nach, es radikal abzuschaffen oder in ein Familiensplitting umzuwandeln. Alles, um dem veränderten Familienbild Rechnung zu tragen, in dem der Vater weder alleinverdienend noch zwingend verheiratet sein muss. Und dann das: 81 Prozent der Eltern, quer durch die politischen Ansichten, möchten dieses Steuermodell behalten.

Die repräsentative Forsa-Studie über die Zufriedenheit von Eltern mit der Familienpolitik überrascht einerseits mit ihren konservativen Ergebnissen. So geht der Trend auch dahin, lange zu Hause beim Baby zu bleiben, anstatt sofort nach dem Mutterschutz ins Büro zurückzukehren. Die bestürzende Nachricht der Studie aber ist, dass ein Großteil der Mütter und Väter in Deutschland keine klare Linie in der Familienpolitik erkennen können.

Wie sollten sie auch? Die Beteiligten aller Parteien treiben hier die Verwirrung zur Perfektion. Man muss nur ein paar Monate zurückgehen: Mal sind die Mütterrenten top, dann flop; kaum ist das Gesetz über das Betreuungsgeld in Kraft, kommt die Verfassungsklage; fürchtet man ein demografisches Loch, sollen die Frauen schleunigst in den Job zurückkehren. Die Politik debattiert an den Wünschen der Familien vorbei.

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