Das Bekenntnis von Kreuth:"Lieber Edmund, du bist unser Alpha-Mann"

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Nach außen steht die CSU-Fraktion fest zu Stoiber. Doch so manches Treuebekenntnis hat doppelten Boden.

Sebastian Beck

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Stoiber, lieber Edmund! Für uns von der CSU beginnen die Wochen der Dankbarkeit, der Zuversicht und der vollsten Solidarität. Ganz Deutschland soll es hören, das Signal von Wildbad Kreuth: Du bist unser Kandidat! Ja, die gesamte Partei steht hinter Dir!

Horst Seehofer, Erwin Huber, Joachim Herrmann, einfach alle. Schlimmenstenfalls bis nach 2008, vielleicht auch nur für eine Woche, auf alle Fälle aber so lange, bis die Jubel-Pressekonferenz aus ist und sich dann noch eine ruhige Ecke findet, in der wir einem Journalisten endlich erzählen können, wie sehr Du uns auf die Nerven gehst.

Aber das wirklich nur streng vertraulich und für den privaten Dienstgebrauch! Als ganz persönliche Randbemerkung sozusagen, die aber bitte schön anonym zitiert werden sollte, wenn"s irgendwie geht.

Wir distanzieren uns auch von Gabriele Pauli, und zwar weiträumigst und maximal, wir kennen diese Person nicht einmal, sie möge ausgestoßen sein, weil sie einfach sagt, was die Mehrheit im Land über Dich denkt.

Denn in Wirklichkeit bist Du, lieber Edmund, für die Fraktion und die Partei unverzichtbar, das ist ja auch das Schlimme an der Sache. Denn sonst hätten wir Dich längst der Hanns-Seidel-Stiftung übergeben, für die Du dann mit dem Zehetmair-Hanse viel um die Welt reisen könntest.

Und, lieber Edmund, wir von der CSU finden es ganz abscheulich, wie in aller Öffentlichkeit Schadbär-Transrapid-Witze über Dich gerissen werden. Und wir geben Dir unser aller Ehrenwort, dass wir nie auch nur einen Mundwinkel verziehen werden, wenn sich einer über Dich lustig macht. Es sei denn, die Bürotür ist zu und der Kreisvorsitzende hat uns gerade Deinen neuesten Ausrutscher gemailt.

Ganz ehrlich, wir freuen uns auch schon unbandig auf den Landtagswahlkampf mit Dir, wenn Du wieder durch Bayern reist und auf Deine lockere Art mit den Menschen ins Gespräch kommst und über Deine Erfolge und Deine Unersetzbarkeit plauderst. Bitte sei aber diesmal so nett und teil uns die Termine rechtzeitig mit, damit wir einen Urlaub buchen können und nicht mit Dir aufs Foto müssen.

Sei also ohne Sorge, lieber Edmund, von Wildbad Kreuth geht ein starkes Bekenntnis zu Deiner Führungsrolle aus. Du bist unser Alpha-Mann, wir stehen vor, hinter und neben Dir. So wie wir damals auch zu Deinem Vorgänger Max Streibl standen, in vollster Solidarität, gerade in schweren Zeiten. Bis er dann endlich weg war.

© SZ vom 4.1.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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