Darfur:Auf der Schattenseite

Warum der blutige Konflikt im Sudan von der Welt vergessen wird.

Von Tobias Zick

Es gibt Zeiten, da überstrahlen große Krisen viele Probleme in der Welt. Dies ist so eine Zeit; da die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihren Schrecken ins Herz Europas trägt und Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien an den Grenzen Europas stranden, wirken Kriege irgendwo in Afrika umso ferner. Zentralafrikanische Republik, Südsudan, Somalia: Ja, da war noch was.

Geografisch näher, aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch ferner liegt Darfur. Der Konflikt im Westen des Sudans ist hinter jüngeren Krisen scheinbar verblasst. Aber beigelegt ist er längst nicht. Die Vereinten Nationen berichten, dass neue Kämpfe seit Januar bis zu 140 000 Menschen in die Flucht geschlagen haben. Präsident Omar al-Baschir, der wegen mutmaßlichen Völkermords in Darfur vom internationalen Strafgerichtshof gesucht wird, nennt die Berichte "gegenstandslos". Unabhängige Informationen sind schwer zu bekommen. Seine Kollegen in der Afrikanischen Union stehen in ihrer Ablehnung des Strafgerichtshofs mehrheitlich hinter ihm. Der gerade geplatzte Prozess gegen Kenias Vizepräsidenten William Ruto gibt ihnen Aufwind. Von Europa hat al-Baschir derzeit keine scharfen Sanktionen zu befürchten.

Al-Baschir weiß, dass die Weltgemeinschaft andere Sorgen plagen. Für die Menschen, die in Darfur massakriert oder vertrieben werden, hat der Konflikt jedoch nichts an Dringlichkeit verloren.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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