Daphne-Projekt:Maltesischer Abgeordneter spricht von Leck bei der Polizei

A demonstrator carries a photo of assassinated anti-corruption journalist Daphne Caruana Galizia as others sing the national anthem at the end of a protest against government corruption revealed by the Daphne Project, in Valletta

Demonstranten in Valletta fordern die Aufklärung des Mordes an der Journalistin Daphne Caruana Galizia.

(Foto: REUTERS)
  • Ein Polizist soll drei Verdächtige im Mordfall der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia gewarnt haben.
  • Das sagt der Abgeordnete Jason Azzopardi vor dem maltesischen Parlament.
  • Auch SZ-Recherchen hatten ergeben, dass die Verdächtigen gewarnt worden sein sollen.

Nach Angaben eines maltesischen Politikers sollen Verdächtige im Mordfall der Journalistin Daphne Caruana Galizia vor ihrer Verhaftung gewarnt worden sein. Wie die Times of Malta berichtet, sagte der Abgeordnete Jason Azzopardi in einer Rede vor dem Parlament, dass ein Polizist die Männer gewarnt haben soll. Der Politiker forderte den Rücktritt des Polizeichefs.

Sollte stimmen, was Azzopardi sagt, wäre das eine Bestätigung von Recherchen, die die Süddeutsche Zeitung bereits am 18. April veröffentlichte. Reporter der SZ hatten erfahren, dass es offenbar ein Leck in einer Behörde gab, das dazu führte, dass die Verdächtigen gewarnt werden konnten.

Mit den Aussagen des Politikers Azzopardi fällt nun noch mehr schlechtes Licht auf die Ermittlungen der maltesischen Behörden. Erst vor wenigen Tagen hatte Europol-Chef Rob Wainwright indirekt Kritik an der Zusammenarbeit mit der maltesischen Polizei geübt. In einem Brief an die EU-Parlamentsabgeordnete Ana Gomes schrieb er, dass "die Kooperation besser sein könnte". Die maltesische Polizei forderte eine Klarstellung von Europol: Man sei "überrascht", denn man sei "zu keinem Zeitpunkt über Raum für Verbesserung" informiert worden.

Die maltesischen Behörden sehen sich immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, nicht genug für die Aufklärung des Attentats zu tun. Daphne Caruana Galizia wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe getötet. Eine Gruppe von 18 Medien hat sich im Anschluss zum Daphne-Projekt zusammengetan, um ihre Recherchen fortzusetzen, koordiniert von der gemeinnützigen Rechercheplattform "Forbidden Stories". Die 53-Jährige hatte mehrere Korruptionsaffären in Malta aufgedeckt. Sie recherchierte auch über Vorwürfe in den der SZ zugespielten Panama Papers, die sich unter anderem gegen den sozialdemokratischen maltesischen Regierungschef Joseph Muscat und dessen Frau richteten.

Druck von der EU

Nach den Enthüllungen des Daphne-Projekts haben unter anderem EU-Parlamentarier den Druck auf die Europäische Kommission erhöht, Schritte gegen die Regierung in Malta einzuleiten. In der Hauptstadt Valetta sind am Sonntag erneut Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um die Aufklärung des Mordes zu fordern.

Der Witwer der Journalistin geht davon aus, dass der Mord von höchster Stelle in Auftrag gegeben wurde. Die drei Tatverdächtigen, die in Malta vor Gericht stehen, haben auf Anweisung gehandelt, glaubt Peter Caruana Galizia. Laut maltesischen Ermittlern sollen die mutmaßlichen Mörder Verbindungen in die organisierte Kriminalität haben. Doch die Familie sagt, Daphne Caruana Galizia habe in diesem Bereich kaum recherchiert. Sie fürchtet, dass die Auftraggeber gedeckt und die Hintergründe der Tat nie aufgeklärt werden.

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