Dänemark:Terroranschlag auf Zeitung vereitelt

Neuer Terroralarm in Skandinavien: Wenige Wochen nach dem Stockholmer Anschlag sind in Dänemark und Schweden fünf Männer festgenommen worden. Sie sollen einen Anschlag auf die Zeitung geplant haben, die die Mohammed-Karikaturen veröffentlichte.

Kopenhagen hält den Atem an: Die dänische Polizei hat offenbar in letzter Minute einen Terror-Anschlag gegen die Zeitung Jyllands-Posten vereitelt. Fünf Personen wurden wegen Vorbereitung eines "kurz bevorstehenden bewaffneten Angriffs" auf die Kopenhagener Redaktion des Blattes festgenommen.

Dänemark: Im Visier von islamistischen Terroristen: Die Redaktion von Jyllands-Posten in Kopenhagen.

Im Visier von islamistischen Terroristen: Die Redaktion von Jyllands-Posten in Kopenhagen.

(Foto: AP)

Der Chef des dänischen Polizei-Geheimdienstes PET, Jakob Scharf, sagte, die Verdächtigen gehörten radikalislamistischen Kreisen an. In Verbindung mit den Festnahmen in den Kopenhagener Vororten Herlev und Greve fand die Polizei unter anderem eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer, Munition und Kabelbinder, die zum Fesseln von Händen benutzt werden können. "Der Angriff sollte nach unseren Erkenntnissen in den nächsten Tagen durchgeführt werden", sagte Scharf. "Dass diese konkreten Terrorpläne vereitelt werden konnten, ist einem umfassenden und äußerst arbeitsintensiven Fahndungseinsatz sowohl in Dänemark wie in Schweden zu verdanken."

In Kopenhagen nahm die Polizei einen 44-jährigen Tunesier, einen 29 Jahre alten Schweden mit libanesischer Herkunft sowie einen 30-jährigen Schweden zunächst noch unbekannter Herkunft fest. Sie waren erst in der Nacht zuvor mit einem Mietwagen aus Schweden über den Öresund nach Kopenhagen eingereist. Auch ein 26-jähriger irakischer Asylbewerber gehört zu der Gruppe. Er hat als einziger seinen Wohnsitz in Dänemark.

Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau wurde zugleich in Stockholm ein 37-jähriger Schwede tunesischer Abstammung festgenommen. Scharf sagte, die Betroffenen hätten "Verbindungen zu internationalen Terrornetzwerken". Einzelheiten nannte er nicht.

Erst am 11. Dezember kam es in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zu einem Selbstmordanschlag. Der Täter, ein 28-jähriger Schwede irakischer Abstammung, hatte seine Tat unter anderem mit einer Mohammed-Karikatur begründet.

Jyllands-Posten hatte 2005 zwölf Karikaturen mit dem Propheten Mohammed veröffentlicht. Die Abbildung des Propheten wird von vielen gläubigen Muslimen als Blasphemie angesehen. Die Zeichnungen, die Mohammed unter anderem mit einer Bombe im Turban darstellten, wurden von anderen Zeitungen nachgedruckt und führten Anfang 2006 zu teils gewaltsamen Protesten in islamischen Ländern.

Die Zeitung schrieb damals, auch Muslime müssten sich damit abfinden, "verhöhnt, verspottet und lächerlich gemacht zu werden". Obwohl sich die Zeitung zu diesem Zeitpunkt schon entschuldigt hatte, zündeten wütende Muslime im Februar 2006 unter anderem in Syrien und im Libanon dänische Vertretungen an.

Bereits im November warnte PET vor bevorstehenden Terroranschlägen. Der Geheimdienst sprach damals von "neuen Indizien dafür, dass Terrorgruppen versuchen, Terroristen aus dem Ausland nach Dänemark zu schicken". Einzelheiten wurden nicht genannt. PET-Chef Jakob Scharf forderte damals alle Polizeidienststellen auf, bis Ende Dezember die "polizeiliche Aufmerksamkeit" zu erhöhen.

Der Zeichner der Mohammed Karikaturen, Kurt Westergaard, verurteilte die Anschlagspläne. "Der vereitelte Anschlag ist ein direkter Angriff auf Demokratie und Pressefreiheit", sagte er der Bild-Zeitung. "Die Bedrohung durch islamistischen Terror ist nicht vorüber." Auf Westergaard wurde Anfang des Jahres ein Mordanschlag verübt, dem er aber knapp entging. Er wird seitdem rund um die Uhr von der Polizei beschützt. Im September wurde Westergaard in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem den Medienpreis der Potsdamer Journalisten-Initiative M100 für sein Engagement für die Meinungsfreiheit geehrt.

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