Dänemark:Mohammed-Karikaturen erneut veröffentlicht

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Brisante Entwicklung im Karikaturen-Streit: Dänische Zeitungen haben abermals eine umstrittene Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban veröffentlicht - aus Protest gegen Attentatspläne von Islamisten.

Die führenden Zeitungen in Dänemark haben am Mittwoch erneut eine umstrittene Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban abgedruckt. Sie reagierten damit auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner Kurt Westergaard vom Vortag. Die Polizei hatte dabei drei Männer mit islamistischem Hintergrund festgenommen.

Nach der ersten Veröffentlichung von zwölf Mohammed-Karikaturen in der größten dänischen Zeitung Jyllands-Posten kam es Anfang 2006 zu massiven Protesten in islamischen Ländern, bei denen mehr als 150 Menschen starben. Die Zeichnungen wurden als Verletzung des islamischen Abbildungsverbotes für den Propheten kritisiert.

Die Chefredakteurin der Zeitung Berlingske Tidende, Lisbeth Knudsen, erklärte zur erneuten Veröffentlichung, alle Medien müssten nun "gegen Fanatismus und für die Verteidigung der Meinungsfreiheit zusammenstehen."

Am Dienstag hatte die dänische Polizei drei Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf einen der Zeichner der Mohammed-Karikaturen geplant haben sollen. Zwei Tunesier und ein Däne marokkanischer Abstammung wurden bei Razzien in Aarhus im Westen des Landes festgenommen, wie der Polizei-Geheimdienst PET mitteilte.

Karikaturist fürchtet um sein Leben

Nach Angaben von Jyllands-Posten war ihr Karikaturist Kurt Westergaard Ziel des geplanten Attentats. "Es gab sehr konkrete Mordpläne gegen Kurt Westergaard"", sagte Chefredakteur Carsten Juste. Der Karikaturist erklärte auf der Website des Blattes, er fürchte natürlich um sein Leben, wenn die Polizei von einem geplanten Attentat gegen ihn berichte. Seine Angst habe sich jedoch in "Ärger und Verbitterung" verwandelt. Der 73-Jährige und seine Frau erhalten der Zeitung zufolge seit mehr als drei Monaten Polizeischutz.

Die beiden Tunesier seien eine Gefahr für die nationale Sicherheit und würden daher aus Dänemark ausgewiesen, sagte PET-Chef Jakob Scharf. Der 40 Jahre alte Däne werde nach einem Verhör vermutlich zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Sicherheitskräfte hätten in einem frühen Stadium der Anschlagspläne zugegriffen, um einen "in Zusammenhang mit Terrorismus stehenden Mord" zu verhindern, sagte Scharf. Es habe sich um eine vorbeugende Maßnahme gehandelt.

Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen erklärte, der Fall zeige, dass es in Dänemark noch immer "Gruppen von Extremisten" gebe, "die grundlegende Prinzipien nicht akzeptieren und respektieren, auf denen die dänische Demokratie aufgebaut ist".

In den vergangenen Monaten deckten dänische Ermittler mindestens zwei mutmaßliche Anschlagspläne auf. Im November wurden zwei muslimische Einwanderer und ein Däne zu Haftstrafen verurteilt. In abgehörten Gesprächen hatten sie unter anderem die Büros von Jyllands-Posten als mögliches Anschlagsziel genannt. Im September wurden nach Geheimdienstangaben bei einer Razzia gegen militante Islamisten acht Verdächtige festgenommen, die Verbindungen zu ranghohen Al-Qaida-Führern hatten.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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