Cyberspionage:Kreislauf des Irrsinns

Die CIA spioniert im TV? Wundern tut's niemanden. Kontrolle und Abrüstung im digitalen Kriegsgeschäft sind aber fern.

Von Stefan Kornelius

Cyberspionage und Cyberkriegsführung sind die jüngsten Ergänzungen zu der jahrtausendealten Geschichte von Schlag und Gegenschlag, Angriff und Verteidigung. Was Wikileaks nun über die Cyberspionage der CIA veröffentlich hat (es gibt wenig Grund, an der Authentizität der Dokumente zu zweifeln), bietet also einen geradezu sensationellen Einblick in das moderne Kriegs- und Spionagegeschäft - und versetzt der CIA einen fürchterlichen Schlag. Die Offenlegung wirkt nicht weniger dramatisch als die Snowden-Papiere.

Man darf sich über den Einbruch in die Privatsphäre, in jedes Handy, den Fernseher im Wohnzimmer und die Sprachsteuerung von Kühlschrank und Heizung empören - man kann aber auch resigniert ins Lager der Superrealisten wechseln. Was die kommerziellen Firmen mit ihren Algorithmen und ihrer Datensammelwut erzielen, erreichen und überbieten die Sicherheitsbehörden auf die brachiale Tour. Die Sache wird nicht besser dadurch, dass neben den USA auch die Chinesen, die Russen, die Israelis und die Briten (um nur die Eifrigsten zu nennen) Musterschüler im Cyberkrieg sind.

In der Geschichte hat technische Innovation den Wettlauf von Rüstung und Abschreckung immer beschleunigt. In der digitalen Revolution hat dieser Kreislauf gerade erst begonnen. Die schlimme Botschaft: Kontrolle und Abrüstung liegen noch in weiter Zukunft.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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