CSU und SPD:Horst Gabriel und Sigmar Seehofer

Zwei Parteichefs, ein Rezept: Doch um ihre Probleme wirklich zu bekämpfen, müssten Horst Seehofer und Sigmar Gabriel mehr Mut beweisen.

Stefan Braun

Nein, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer möchten nichts miteinander zu tun haben. Sie sind politische Konkurrenten, sie gönnen sich keine Erfolge. Und sie unterscheiden sich im Status. Seehofer regiert, während Gabriel in der Opposition steckt.

Seehofer; CSU; dpa

CSU-Chef Horst Seehofer mag Trommelwirbel und Themen-Sprünge - und unterscheidet sich darin kaum von seinem politischen Konkurrenten,...

(Foto: Foto: dpa)

Trotzdem sind die Vorsitzenden von CSU und SPD zurzeit aufs engste miteinander verbunden. Die Chefs zweier einst stolzer Volksparteien kämpfen beide 2010 ums politische Überleben. Und sie tun das bislang mit fast identischen Mitteln.

Auf der Kippe

Sie hecheln von Thema zu Thema - und verlieren sich dabei in der Flut ihrer Ideen. Wenn Horst Gabriel und Sigmar Seehofer, so könnte man die ungleichen Zwillinge längst nennen, das nicht bald merken, wird 2010 für beide bitter.

Natürlich hat der schlechte Start des selbsternannten Traumpaares Angela Merkel und Guido Westerwelle viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen - und wird das auch in diesem Jahr tun. Für die Zukunft des deutschen Parteiensystems aber ist ebenso wichtig, ob SPD und CSU wieder stabileren Boden unter die Füße bekommen.

Wenn sie ihren Absturz nicht bremsen können, wird das Machtgefüge, wie es sich nach dem Krieg austariert hat, nachhaltig durcheinandergeraten. In SPD und CSU stehen zwei von drei Volksparteien auf der Kippe.

Angesichts dieser Probleme ist es fast schon verständlich, dass Gabriel und Seehofer mit Trommelwirbel und Themen-Sprüngen begonnen haben. Sie müssen versuchen, ihren Parteien neuen Mut einzuhauchen.

Wie alte Herren

In beiden Parteien gibt es Stimmen, die froh sind über einen Chef, der Spektakel bietet und sich in den Streit stürzt.

"Hurra, wir leben noch" - so klingt es bei manchem Sozialdemokraten und Christsozialen. Immerhin garantierte Rauflust über Jahrzehnte hinweg Aufmerksamkeit und Bedeutung.

Doch seitdem Angela Merkel regiert, wie sie regiert, erscheinen Gabriel und Seehofer wie alte Herren. Wie kein Politiker vor ihr hat die Kanzlerin in ihren Auftritten das Gegenteil von den Seehofers und Gabriels zum Muster erkoren. Auch sie betritt ungehemmt Feld um Feld, gratuliert Fußballern, schickt Trauerbriefe, äußert sich zu diesem und jenem.

Aber sie macht es konfliktfrei, sie grenzt nicht ab, sondern pflegt die Umarmung - und trifft damit die Seelenlage des Publikums, das den Parteienstreit leid ist. Gabriel und Seehofer wirken daneben wie Relikte aus vergangenen Zeiten.

Soll sich das ändern, müssen beide Mut beweisen. Gabriel, indem er sich auf wenige zentrale Themen konzentriert. Nur wenn sich seine politische Leidenschaft glaubhaft mit ein, zwei inhaltlichen Leidenschaften verbindet, kann er wirklich ein Gegengewicht zur Kanzlerin werden.

Und Seehofer braucht den Mut, das Debakel um die BayernLB für einen echten Neuanfang zu nutzen, um zu dem zurückzukehren, was die CSU einst ausmachte: fleißige, seriöse, glaubhafte Arbeit.

Zugegeben, das verlangt beiden viel ab. Sie müssten sich von dem lösen, was sie bisher am besten konnten.

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