CSU:Der vertagte Showdown

Der Machtkampf hat die CSU zerrüttet. Markus Söder polarisiert wie kein Zweiter. Eine Doppelspitze wird kommen, weil keiner der gehandelten Kandidaten das Format besitzt, die Partei zu einen - schon gar nicht allein. Und ob es ganz ohne Seehofer geht, ist ebenfalls fraglich.

Von Katja Auer

Der Appell war eindringlich: "Die CSU muss zu Geschlossenheit zurückfinden. Ich bin optimistisch, dass das klappt." Der Satz ist vor neun Jahren gefallen, Günther Beckstein sprach ihn aus, als der Stolz der CSU in Scherben lag. Beckstein als Ministerpräsident und Erwin Huber als Parteichef hatten die CSU gerade in eine historische Niederlage bei der Landtagswahl geführt, die Partei hatte nach mehr als 40 Jahren die absolute Mehrheit in Bayern verloren. Die Partei war geschockt, zerstritten, die Gräben waren tief. Als Retter erschien Horst Seehofer auf der Bühne der bayerischen Politik.

Er hat die CSU wieder aufgerichtet und die absolute Mehrheit zurückgeholt, allerdings auch die jüngste Schlappe von 38,8 Prozent bei der Bundestagswahl zu verantworten. Deswegen muss Seehofer nun ähnliche Sätze sagen. Er wolle, dass die CSU zu "Harmonie und Kameradschaft", zu Geschlossenheit zurückfindet. Die Partei erlebt ein Déjà-vu. Indes, ein Retter ist diesmal nicht in Sicht.

Der Machtkampf zerrüttet die CSU und Söder polarisiert ohne Ende

Horst Seehofer muss weg, darin sind sich viele CSU-Landtagsabgeordnete einig. Er selbst kündigte Klarheit für den Donnerstag an. Nach den Sondierungsgesprächen in Berlin wollte er in München über die eigene Zukunft sprechen. Ein Showdown war erwartet worden, eine Generaldebatte. Die wurde allerdings vertagt, mit dem Einverständnis der Abgeordneten, die diese Debatte erst gar nicht hatten erwarten können. Die CSU-Landtagsfraktion, die sich gerne als Herzkammer der Partei bezeichnet, auch wenn von ihr kaum noch mehr als ein Flimmern ausgeht, favorisiert Finanzminister Markus Söder als Spitzenkandidaten. Allerdings haben die Abgeordneten mit ihrem Störfeuer in den vergangenen Wochen bewiesen, dass sie nicht weit über die Brüstung des Maximilianeums hinausschauen. Mit ihren Querschüssen während der Sondierungsgespräche in Berlin machten sie die CSU lächerlich und bewiesen die eigene Provinzialität. Ihnen geht es um ihre Wiederwahl nächstes Jahr, über Inhalte wird längst nicht mehr gesprochen.

Bis Anfang Dezember hat Seehofer nun wohl Zeit, seine Vorstellungen darzulegen. Inzwischen ist für viele eine Doppelspitze denkbar, sogar mit Seehofer als Parteichef und Söder als Ministerpräsident. Naheliegend erscheint diese Lösung trotzdem nicht, schließlich können sich Seehofer und Söder nicht ausstehen. Diese Variante - Seehofer bleibt zumindest in einer seiner beiden Funktionen - zeigt zudem, dass keiner der als Nachfolger Gehandelten das Format besitzt, die Partei zu einen. Der Machtkampf der vergangenen Wochen hat die CSU zerrüttet, die Lager stehen sich feindlich gegenüber. Söder, der wahrscheinlichste Aspirant auf den Posten des Ministerpräsidenten, polarisiert wie kein zweiter. Die einen trauen es gerade ihm zu, die absolute Mehrheit für die CSU bei der Landtagswahl 2018 zu holen, die anderen fürchten seinetwegen um den Wahlerfolg. Wie es weitergeht? Darüber hat auch dieser Donnerstag, jedenfalls bis zum Abend, keine Klarheit gebracht.

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