Constantin:Fack ju Film

Lesezeit: 2 min

So viele berühmte Werke lieferte diese Firma, sie ist der einzige deutsche Kinoproduzent von internationalem Ruf. Und künftig kommt von ihr nur noch Sport? Ernsthaft? Zwei Lager kämpfen darum, wer die Linie des Hauses bestimmen darf.

Von Caspar Busse

Die Bilanz der berühmten Münchner Filmfirma Constantin ist durchaus beeindruckend. 39 der hundert erfolgreichsten Filme in Deutschland der vergangenen anderthalb Jahrzehnte stammen von der Firma. Ihren geschwungenen Schriftzug im Vorspann kennt jeder Kinogänger. Große Filme sind dabei, "Der Untergang" über die letzten Tage Hitlers, "Der Baader Meinhof Komplex" über die Anfänge der RAF (beide wurden für den Oscar nominiert), "Der Name der Rose", "Das Parfum". Zum Repertoire gehört darüber hinaus die reine Unterhaltung; "Der Schuh des Manitu" und "Fack ju Göhte" kommen aus dem Hause Constantin, sie zählen zu den Kinofilmen mit den meisten Zuschauern in Deutschland überhaupt.

Ein bizarrer und mit großer Härte ausgeführter Kampf unter den Gesellschaftern gefährdet nun diesen Erfolg. Die Firma soll verkauft werden, sie gerät womöglich in falsche Hände. Die Unsicherheit belastet, wichtige Künstler etwa könnten künftig zögern, wenn sie von der Firma angefragt werden. Die derzeitigen Eigentürmer haben also eine große Verantwortung, sie müssen schnell eine Einigung finden, damit Constantin Film auch in Zukunft erfolgreich arbeiten kann.

Doch danach sieht es in diesem Kampf großer Egos um Geld und Macht nicht aus. Auf der einen Seite sind Aufsichtsratschef Dieter Hahn, ehemals ein Vertrauter von Leo Kirch, und Vorstandschef Fred Kogel. Sie wollen das Filmgeschäft schnell loswerden, weil es ihnen zu riskant ist und sie das Geld brauchen, und sich dann auf das Sportgeschäft konzentrieren. Auf der anderen Seite stehen der Schweizer Bernhard Burgener und seine Vertrauten, die diesen Plan mit allen Tricks bekämpfen, weil sie nicht alleine auf den Sport setzen wollen. Gerade endete eine zweitägige Hauptversammlung im Eklat. Nun geht die Auseinandersetzung vor den Gerichten weiter.

So viele berühmte Werke lieferte diese Firma. Und künftig nur noch Sport? Ernsthaft?

Das alles ist eine große Gefahr nicht nur für die Constantin, sondern auch fürs deutsche Kino. Constantin Film ist eben keine Schraubenfirma. Kinofilme sind vielmehr auch ein Stück Kultur. Deutsche Stars und Sternchen, deutsche Stoffe in deutschen Filmen, das wollen viele hierzulande sehen, das schafft Identität, das ist der Unterschied zu den internationalen Blockbustern und oft auch der Grund für den Erfolg an der Kinokasse. Außerdem: Im Internetzeitalter sind attraktive Inhalte besonders wichtig.

Zugleich ist das Filmgeschäft in der Tat teuer und riskant, man weiß nie, ob ein aufwendig produzierter Film auch ein Erfolg wird. Wie das geht, machte früher Bernd Eichinger vor, der 1979 bei Constantin Film eingestiegen war und anschließend das Geschäft groß machte. Die Firma ist heute der einzige deutsche Filmproduzent mit internationalem Ruf. Produziert werden auch Fernsehsendungen, zum Beispiel gerade das Gerichtsdrama "Terror - Ihr Urteil" über einen Flugzeugabschuss, das fast sieben Millionen Zuschauer sahen.

Nicht gut wäre es, wenn Constantin Film von einem der großen US-Filmstudios gekauft oder wenn ein Finanzinvestor einsteigen würde, wenn also künftig wirtschaftliche völlig über künstlerische Aspekte gestellt werden. Erste Interessenten, auch aus China, gibt es angeblich bereits. Man kann nur auf ein Happy End in dem Kampf hoffen.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: