Colonia Dignidad:Es geht um Gerechtigkeit

Wie die Bundesregierung mit den Opfern umgeht, ist zynisch.

Von Peter Burghardt

Beim Fall Colonia Dignidad hat Deutschland nun wirklich lange genug zugeschaut. In der Foltersekte im Süden Chiles wurde gemordet, gequält, entführt, vergewaltigt. Kindesmissbrauch, Zwangsarbeit, Giftgas, Waffenschmuggel - eine Enklave des Horrors hinter teutonischer Fassade, neben chilenischen Politikern standen auch deutsche Funktionäre Spalier. Ein Funken Gerechtigkeit ist überfällig.

Im Jahr 2017 hatte der Bundestag einstimmig die Aufklärung der Verbrechen und Beistand für die Opfer verlangt. Dahinter standen ein spätes Mea culpa des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier und eine Reise von Abgeordneten in die ehemalige Kolonie. Doch nun liegt ein zynischer Entwurf vor: Die Bundesregierung unter Führung des Auswärtigen Amts teilt die Opfer in Gruppen ein, verweigert direkte Finanzhilfe und will Geschädigte nicht zuletzt in dieser früheren Colonia betreuen lassen, also am Tatort.

So darf Deutschland seine Verantwortung nicht abschütteln. Viele Täter gingen straffrei aus. Der in Chile verurteilte Colonia-Arzt Hartmut Hopp lebt seit seiner Flucht 2011 in Krefeld, die Colonia macht derweil in den Anden als Freizeitpark Villa Baviera weiter, Bayerisches Dorf. Politik und Justiz müssen endlich dazwischengehen. Die Zeiten alter Seilschaften sollten vorbei sein.

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