China:Handverlesene Journalisten dürfen nach Tibet

Chinesische Behörden bringen das erste Mal seit Beginn der Unruhen ausgewählte Journalisten nach Tibet. In Lhasa haben sich angeblich 660 Demonstranten gestellt.

Die chinesische Regierung hat am Mittwoch eine erste Gruppe handverlesener Journalisten zu einer organisierten Pressereise nach Tibet gebracht. Den rund ein Dutzend in Peking ansässigen ausländischen Korrespondenten sollten Interviews mit "Opfern krimineller Gewaltakte" ermöglicht werden, wie die Behörden am Dienstag mitgeteilt hatten. Außerdem sollten sie in Brand gesteckte und geplünderte Geschäfte zu Gesicht bekommen.

China hat ausländischen Journalisten seit dem Beginn der Unruhen in Lhasa den Zugang zur autonomen Provinz Tibet verwehrt und die Berichterstattung westlicher Medien über die Ereignisse als nicht den Fakten entsprechend kritisiert. Amtlichen chinesischen Angaben zufolge sind bei den Unruhen 19 Menschen ums Leben gekommen. Exil-Tibeter sprechen dagegen von etwa 140 Toten in Tibet und benachbarten Provinzen.

Wie staatliche chinesische Medien berichteten, stellten sich seit den Unruhen vom 14. März rund 660 Beteiligte den Behörden in der tibetischen Hauptstadt Lhasa und in den Nachbarprovinzen. Die Polizei veröffentlichte am Mittwoch einen Fahndungsaufruf gegen 53 mutmaßliche Rädelsführer. Bislang seien 29 Personen formell in Haft genommen worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua weiter. China wirft dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, dem im indischen Exil lebenden Dalai Lama, und der tibetischen Exilregierung vor, die Unruhen angestiftet zu haben.

Vergleich mit Olympia 1936: Peking fühlt sich beleidigt

Derweil sorgt der britische Vergleich der bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking mit denen von 1936 im nationalsozialistischen Berlin für Aufregung. Er ist nach Ansicht der chinesischen Regierung eine "Beleidigung des chinesischen Volkes".

Die Kritik des Pekinger Außenministeriums richtete sich gegen einen Kommentar des früheren konservativen Londoner Kabinettsministers Michael Portillo in der Sunday Times. "Es ist eine Beleidigung des chinesischen Volkes und eine Beleidigung für jede Nation der Welt", erklärte Außenamtssprecher Qin Gang. "Die Olympische Fackel leuchtet auf die dunkle und verachtenswerte Psychologie einiger Leute", sagte Qin.

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