Chef des Militärischen Abschirmdienstes:"Bundeswehr als Ausbildungscamp für gewaltbereite Islamisten"

  • Der Präsident des Militärischen Abschirmdiensts (MAD) Christof Gramm warnt vor Islamisten, die sich in der Bundeswehr ausbilden lassen.
  • Mehr als 20 ehemalige Bundeswehrsoldaten seien bereits ins IS-Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak gereist.
  • Gramm fordert erweiterte Kompetenzen für seinen Dienst. Der MAD müsse in der Lage sein, Bewerber vorab zu überprüfen.

20 ehemalige Bundeswehrsoldaten ins IS-Kriegsgebiet ausgereist

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) warnt vor der Gefahr, dass sich Islamisten bei der Bundeswehr an Waffen ausbilden lassen. "Wir sehen das Risiko, dass die Bundeswehr als Ausbildungscamp für gewaltbereite Islamisten missbraucht werden kann", sagte MAD-Präsident Christof Gramm der Welt. Gramm verwies auf den Terroranschlag von Paris im Januar, bei dem die Attentäter ganz offenbar eine militärische Grundfertigkeit besessen hätten.

Man habe bereits mehr als 20 ehemalige Bundeswehrsoldaten identifiziert, die nachweislich ins Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak gereist seien. Aktive Soldaten hätten dies allerdings nicht getan. Der Militärische Abschirmdienst ist der Nachrichtendienst der Bundeswehr und für deren Sicherheit verantwortlich.

Allerdings sagte Gramm nicht, wie viele Islamisten der MAD in der Bundeswehr gefunden hat. In insgesamt 400 Prüfungen wegen des Verdachts auf Extremismus aller Arten habe sich in einer zweistelligen Zahl von Fällen der Verdacht bestätigt. Der Großteil davon seien Rechtsextremisten. Ende Februar war ein ehemaliger Zeitsoldat vor dem Landgericht Aachen unterlegen. Er hatte gegen seinen Rauswurf aus der Bundeswehr geklagt, die ihn einer salafistischen Gesinnung verdächtigte.

MAD-Chef fordert mehr Kompetenzen für seinen Dienst

Gramm erläuterte, die Zahl derer, die anfällig für extremistisches Gedankengut sind, werde nicht kleiner werden. "Dem muss sich auch die Bundeswehr stellen." Der MAD sei rechtlich nur für Angehörige der Bundeswehr zuständig. Vor der Einstellung eines Soldaten, also beim Bewerbungsverfahren in den Karrierecentern, dürfe er nur beraten, aber künftige Soldaten nicht überprüfen. "Wenn da ein einigermaßen intelligenter Islamist vorstellig wird, der die Beweggründe für sein Interesse verschleiert, lässt sich seine Einstellung also kaum verhindern."

Der MAD-Chef sprach sich dafür aus, seinem Dienst mehr Kompetenzen zu geben. Er müsse in der Lage sein, Bewerber für die Bundeswehr im Vorfeld einem "Basis-Check" zu unterziehen. "Wir würden gern überprüfen, ob es ernsthafte Zweifel an der Verfassungstreue der zukünftigen Soldaten gibt", sagte Gramm.

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