Die Attentäter von Charlie Hebdo:"Goldig, niedlich und immer sehr höflich"

Die drei Attentäter von Paris hatten durchaus Chancen, einen Platz im Leben zu finden. Aber Saïd und Chérif Kouachi sowie Amédy Coulibaly scheiterten. Ein Rechercheteam der SZ hat ihre Lebenswege von der frühesten Jugend an nachgezeichnet. Die Schlüsselstationen in Bildern.

19 Bilder

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Quelle: privat

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Am Anfang stand der Traum von einer großen Fußballkarriere. Denn einer der beiden Brüder Kouachi, die am 7. Januar den Terror nach Paris und in die Redaktion von Charlie Hebdo gebracht haben, war ein passabler Kicker. Rechtsaußen, technisch gut, fair. So erzählt es sein Jugendtrainer - einer von vielen, die heute Zeitzeugen sind für den Lebensweg der Pariser Terrorzelle um Saïd und Chérif Kouachi, Amédy Coulibary und die flüchtige mutmaßliche Komplizin Hayat Boumeddiene. SZ-Reporter haben eine Woche lang alles eingesammelt, was über die Terroristen von Paris zu finden war, auch die wichtigsten Fotodokumente für diese Bilderstrecke.

Saïd (stehend, im Trikot von Paris St. Germain) und sein jüngerer Bruder Chérif Kouachi sind als Kinder nicht anders als andere Jungs und glauben, auf dem Platz die Welt erobern zu können. Sie fiebern für die französische Nationalmannschaft, als die 1998 Weltmeister wird. Sie unterstützen das gleiche Frankreich, das sie als erwachsene Männer am 7. Januar 2015 mit Sturmgewehren angreifen und schwer verwunden werden.

Gunmen gesture as they return to their car after the attack outside the offices of French satirical weekly newspaper Charlie Hebdo

Quelle: Reuters

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Das Ende aller Träume - die Kouachis kehren zu ihrem Fahrzeug zurück, nachdem sie in der Redaktion von Charlie Hebdo ein Massaker verübt haben. Das Bild, von einem Amateurfilmer aufgenommen, zeigt die Brüder vor ihrer Flucht, die tödlich für sie enden wird.

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Quelle: Privat

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Das Mannschaftsfoto des A. S. Chambertoire von 1996. Der sehr talentierte Chérif Kouachi, der 19 Jahre später die Redaktion von Charlie Hebdo angreifen wird, ist der vierte Junge stehend (von links). 13 Jahre alt. Ganz links Trainer Pascal Fargetas, der sagt: "Chérif hat immer trainiert, jede freie Minute."

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Quelle: Privat

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Chérif Kouachi (stehend, dritter von rechts) hat weiter an seine Chance geglaubt, eines Tages vom Fußball leben zu können. Hier ein Mannschaftbild vom Herbst 2000, der spätere Attentäter ist jetzt 17 Jahre alt.

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Quelle: Wernicke

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Der Spielerpass von Chérif Kouachi für die Jugendmannschaft des A. S. Chambertoire aus der Saison 1996/97.

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Quelle: Wernicke

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Der Spielerpass von Saïd Kouachi für die Herrenmannschaft des A. S. Chambertoire aus der Saison 1999/2000. Zuvor hatte er, das ist unten angegeben, für den A. S. Affieucoise gespielt.

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Quelle: Wernicke

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Pascal Fargetas hat die Brüder Kouachi als Kinder und Jugendliche beim A.S. Chambertoire trainiert. Vor allem Chérif, der jüngere, war ein leidenschaftlicher Fußballer, wollte Profi bei Paris Saint-Germain werden. Fargetas erinnert sich an ihn als fairen, mannschaftsdienlichen, technisch versierten Spieler.

The Kouachi brothers education in Treignac The Kouachi brothers education in Treignac 08 01 2015

Quelle: imago/Haytham Pictures

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Das "Monedieres Centre" in Treignac, ein Jugendheim im Süden Frankreichs. Hier in der Provinz, knapp 500 Kilometer von Paris entfernt, verbringen die Brüder Kouachi einen Großteil ihrer Jugend, gehen zur Schule, spielen Fußball. Saïd gilt als der unscheinbare, ernsthafte, an den sich später kaum jemand erinnert. An seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Chérif erinnern sich viele gern zurück. Manche sagen: Er war ein guter Junge.

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Quelle: Le Populaire

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Die Jahre im Heim von Treignac, weit weg von Paris, sind vielleicht die besten im Leben der Brüder Kouachi. Chérif (rechts) und Saïd, hier umarmt von einem Unbekannten, werden von ihrer Mutter zunächst abgegeben, weil die mit insgesamt vier Kindern nicht mehr klarkommt. Der Vater ist an Leberkrebs gestorben. Als auch die Mutter stirbt, ist klar, dass sie ihre ganze Jugend hier verbringen werden. Auf die schiefe Bahn geraten sie erst nach ihrer Rückkehr nach Paris.

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Quelle: Wernicke

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Eine Villa an der Avenue Léon Vacher Nr. 6 in Treignac. Hier sitzt die "Fondation Claude Pompidou", die das Jugendheim in Treignac finanziert. Die Kouachis wachsen auf dem Gelände hinter dieser Villa auf.

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Quelle: Wernicke

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Françoise Ronfet, 73, ist die ehemalige Biologielehrerin von Chérif Kouachi. "Liebenswert, goldig, niedlich und immer sehr höflich" sei der Junge gewesen, sagt sie.

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Quelle: Wernicke

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Die Noten im Fach Biologie der Klasse cinquième B, das entspricht einer siebten Klasse in Deutschland. Die ehemalige Biologielehrerin Françoise Ronfet hat den Namen von Chérif Kouachi unterstrichen, weil er damals, 1995, einer von zwei Klassensprechern ist. Seine Noten: Von null Punkten (einem deutschen "ungenügend") bis zu 15 Punkten (einer guten deutschen Drei) ist alles dabei. Die Lehrerin sagt, es fehlte ihm an Konzentration und Motivation.

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Quelle: BBC

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Nachdem es mit der Fußballerkarriere nichts wird und Chérif Kouachi nach Paris zurückkehrt, will er Rapper werden. Er trägt die Klamotten der Szene und wird von einem Team des Senders France 3 gefilmt. Das Stück läuft 2005 im Fernsehen. Als sein früherer Fußballtrainer es sieht, glaubt er zu wissen: "Er ist verloren."

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Quelle: privat

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Maïmouna, heute 39, ist die vielleicht lebhafteste von neun Schwestern des Attentäters Amédy Coulibaly. Sie führt, sogar in den USA, afrikanische Tänze vor, die die sexuelle Energie steigern sollen. Keine der neun Schwestern trägt Schleier.

Amedy Coulibaly

Quelle: AP

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Amédy Coulibaly wenige Tage vor dem Attentat. Das Video, dem dieses Standbild entnommen ist, wird erst nach den Attentaten veröffentlicht. Coulibaly, der in einem jüdischen Supermarkt vier Menschen tötet und zuvor eine junge Polizistin, bekennt sich zum Islamischen Staat und gesteht die Komplizenschaft zu den Brüdern Kouachi. Sie sollen verabredet haben: "Ihr Charlie Hebdo. Ich die Polizei."

FRANCE-PRISON

Quelle: AFP

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Fleury Mérogis, der Riesenknast von Paris. Hier lernen sich Chérif Kouachi und Amédy Coulibaly besser kennen, werden immer radikaler, finden einen Mentor - den Al-Qaida-Werber Djamel Beghal. Wer weiß, wie das Leben der Pariser Attentäter verlaufen wäre, wenn sie in andere Gefängnisse gekommen wären. Dieser hier gilt als größter Knast Europas. Für die Muslime unter den Gefangenen soll es gerade mal einen Seelsorger gegeben haben. Die für 2800 Häftlinge ausgelegte Anstalt soll zeitweise bis zu 4000 Insassen aufgenommen haben.

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Quelle: Policiere

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Im Gefängnis hatten sich Chérif Kouachi und der islamistische Anwerber Djamel Begahl kennen gelernt. In Freiheit behielt die Polizei die beiden im Auge: Auf Bildern ihrer Überwachungskameras haben die Beamten die potenziellen Dschihadisten markiert und ihre Begegnungen dokumentiert. Die Aufnahmen sind undatiert.

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Quelle: privat

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Ein Mann mit Engelslocken und Kassengestell trägt entscheidend zur Radikalisierung der jungen Muslime Kouachi bei: Farid Benyettou, der "Emir" der Buttes-Chaumont-Zelle. Im Park "Buttes Chaumont" treffen sich radikale Islamisten zum Joggen, dort fällt man nicht auf - mehr Jogger gibt es nur im Central Park in New York, sagt man. Ganz in der Nähe ist die Addawa-Moschee, in der Benyettou predigt und Chérif Kouachis Zweifel, wie der selbst sagt, zerstreut. Heute gibt sich Benyettou geläutert, der Ex-Emir macht eine Ausbildung zum Krankenpfleger.

Woman sought by police as accomplice in Paris attacks appears in

Quelle: dpa

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Das vorerst letzte Foto der Zelle zeigt Hayat Boumeddiene, die Frau des Supermarkt-Attentäters Amédy Coulibaly. Dieses undatierte Bild zeigt sie, aufgenommen von einer Überwachungskamera, bei ihrer Einreise in die Türkei. Das Foto wurde am 12. Januar veröffentlicht, es entstand angeblich an der Passkontrolle auf dem Istanbuler Flughafen "Sabiha Gökçen".

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