CDU:Hauen und Stechen

Die Süd-West-CDU verpasst die Modernisierung.

Von Josef Kelnberger

Mit Neid blickt man von Baden-Württemberg aus auf die bayerischen Nachbarn, speziell die CDU kriegt sich oft gar nicht mehr ein: so viel Streit in der CSU, so viele verheerende Schlagzeilen, und am Ende steht fast immer die absolute Mehrheit. Wie die Brüder und Schwestern das bloß hinkriegen? Vielleicht hat sich die Südwest-CDU ja nun ein Beispiel am Seehofer-Söder-Drama genommen. Die Protagonisten, die einander bekriegen, heißen Strobl und Reinhart, ihr Streit wird definitiv nicht in eine absolute Mehrheit bei der nächsten Wahl münden. Eher in die Selbstzerstörung.

Die erste Krise des grün-schwarzen Bündnisses ist bizarrerweise eine Krise der CDU. Die Fraktion verweigert sich einer mit den Grünen im Koalitionsvertrag vereinbarten Reform des Wahlrechts, die mehr Frauen in den Landtag bringen soll. Das Nein richtet sich vor allem gegen den eigenen Parteichef, Strobl, der sich der Modernisierung seiner Partei verschrieben hat. Das seit Tagen währende Hauen und Stechen, Modernisierer gegen Traditionalisten, Old Boys versus Frauen signalisiert: Diese Partei ist von gestern.

Anders als die CSU, die sich aus ihren Querelen heraus immer wieder modernisierte, hat die Südwest-CDU den Zug der Zeit verpasst. Die staatstragende Rolle, die sie jahrzehntelang spielte, füllen immer mehr die Grünen aus. Eine Umfrage ergab dieser Tage: Winfried Kretschmann ist beliebtester deutscher Ministerpräsident. Am Ende der Rangliste stand der Name Seehofer.

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