CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla:Der stille Strippenzieher

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Die Rolle des Generalsekretärs scheint nicht auf den diplomierten Sozialpädagogen zu passen: Bislang wirkte Ronald Pofalla eher brav.

Er muss der Bundeskanzlerin und damit auch der Bundesregierung gegenüber loyal sein und gleichzeitig in den kommenden Landtagswahlkämpfen Stimmung machen: Ronald Pofalla, der von der CDU-Spitze als neuer Generalsekretär benannt wurde, hat keine leichte Amtzeit vor sich.

Dabei sei er eigentlich viel zu nett für einen Job als "Wadenbeißer", hieß es etwa nach den Koalitionsverhandlungen aus Reihen der SPD. Doch unterschätzen darf man den 46-jährigen CDU-Politiker mit dem freundlichen Lächeln und der braven Brille auf keinen Fall: Pofalla gilt als gewiefter Strippenzieher im Berliner Politikbetrieb.

Der Sozialpädagoge und Jurist aus Kleve am Niederrhein ist als treuer Gefolgsmann von Angela Merkel bekannt und übernimmt das Amt von Volker Kauder im Konrad-Adenauer-Haus, der wiederum vor zwei Wochen Unionsfraktionschef wurde.

In seiner Rolle als Fraktionsvize war der Mann mit der näselnden Stimme und der markanten Brille in den vergangenen Monaten inhaltlich allerdings eher blass geblieben.

Als neuer Generalsekretär muss Pofalla jetzt beim politischen Gegner auch mal richtig "zubeißen" und polarisieren: Das wird bei den Landtagswahlen Ende März in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt vor allen Dingen die SPD sein. Doch darf er die Sozialdemokraten nicht völlig verprellen, schließlich regieren sie in Berlin zusammen in der großen Koalition.

Pofalla wird die Aufgabe haben, die Inhalte der CDU zuzuspitzen und eindeutiger als beim Bundestagswahlkampf nach außen zu transportieren.

Pädagoge und Jurist

Ronald Pofalla wurde am 15. Mai 1959 im nordrhein-westfälischen Weeze geboren. Dort engagierte er sich beim Technischen Hilfswerk und der DLRG. Nach dem Erwerb der Fachhochschulreife studierte er zunächst Sozialpädagogik im nahegelegenen Kleve, dann Jura in Köln.

Seit 1975 ist er Mitglied der CDU. Nach kommunalpolitischem Engagement in Weeze wurde er 1986 Landesvorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen. Seit 1990 gehört Pofalla dem Bundestag an, wo er 2002 das Amt des Fraktionsjustiziars übernahm.

Auch inhaltlich bildete die Rechtspolitik zunächst lange den Schwerpunkt seiner Arbeit. Neben seiner politischen Arbeit war er weiter als Rechtsanwalt tätig, und zwar in einer Essener Sozietät mit Stephan Holthoff-Pförtner - dem Anwalt von Altkanzler Helmut Kohl (CDU). Vor der NRW-Wahl im Jahr 2000, die für die CDU dann verloren ging, nominierte ihn der damalige Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers in seinem Schattenkabinett für das Amt des Justizministers.

In die Schlagzeilen kam Pofalla in dieser Zeit eher unfreiwillig: Am 11. Mai 2000 - drei Tage vor der Wahl - wurden seine Wohnungen und Büroräume durchsucht, nachdem der Bundestag die Immunität des CDU-Politikers wegen eines angeblichen Verdachts der Steuerhinterziehung aufgehoben hatte. Später wurde er jedoch rehabilitiert. Das Landgericht Kleve stellte fest, dass die Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse des Amtsgerichts Kleve rechtswidrig waren, da kein Anfangsverdacht vorgelegen habe.

Einen Karrieresprung machte Pofalla vor einem Jahr, als sich der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz endgültig mit Merkel überwarf und sein Amt als Fraktionsvize aufgab. Die Hälfte des Erbes - die Zuständigkeit für Wirtschafts- und Arbeitspolitik - trat damals Pofalla an, während der Bereich Steuern und Finanzen an Michael Meister ging.

Beide erreichten allerdings in der Öffentlichkeit nicht das Profil von Merz.

Pofalla wurde am Montag einstimmig vom Bundesvorstand als Generalsekretär benannt. Im kommenden Jahr muss er noch offiziell von einem Kleinen Parteitag gewählt werden.

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