CDU-Familienpolitik:Je nach Herkunft

Indem der Innenminister den Nachzug von Angehörigen der Flüchtlinge weiter ablehnt, handelt er unchristlich und töricht.

Von Bernd Kastner

Familien und Kinder sind unser großes Glück", heißt es auf Seite 24. In ihrem Wahlprogramm erinnern CDU und CSU an den besonderen Schutz des Grundgesetzes für die Familie und versprechen, sich noch stärker für sie einzusetzen, "unabhängig von Herkunft und Lebenssituation der Eltern".

Was so menschlich und christlich klingt, ist in Wahrheit eine große Täuschung. Innenminister Thomas de Maizière gibt das indirekt zu. Er unterscheidet doch nach Herkunft, wenn er sich dafür ausspricht, den Familiennachzug für viele Flüchtlinge über den März 2018 hinaus zu verbieten. Das trifft Menschen mit "subsidiärem" Schutzstatus, vor allem Syrer. Oft hat sich der Vater nach Deutschland durchgeschlagen, im Glauben, später auf sicherem Weg Frau und Kinder nachholen zu dürfen. Das soll verboten bleiben - auf dass bitte ein paar AfD-Sympathisanten doch noch die Union wählen.

Wer in Gedanken bei Partner und Kindern ist, die den Bomben ausgesetzt sind, hat kaum die Kraft, sich auf Deutschland einzulassen. Wer soll sich im Sprachkurs auf Vokabeln konzentrieren, wenn er auf Lebenszeichen aus Aleppo wartet? Die Forderung de Maizières ist nicht nur unchristlich, im Widerspruch zu Grundgesetz und eigenem Wahlprogramm. Sie ist auch töricht. Erfüllt sich des Ministers Wunsch, so behindert das massiv, was die Kanzlerin doch eigentlich "schaffen" will: Integration.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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