CDU:Erbärmliche Figur

Ein CDU-Mann, der die AfD schätzt, darf nun doch nicht Minister werden. Das zeigt die Zerrissenheit der Partei.

Von Peter Burghardt

Jedem fünften Wähler in Mecklenburg-Vorpommern gefällt die AfD, sie hat bei der Landtagswahl vor sieben Wochen mehr als 20 Prozent der Stimmen geholt. Die CDU bekam weniger. Jetzt fragt sich die CDU, ob die Rechtspopulisten auch eigenen Führungskräften gefallen. Deshalb wollen die Christdemokraten den Juristen Sascha Ott doch nicht als Justizminister, weil CDU-Kandidat Ott auf Facebook das Symbol "Gefällt mir" für eine AfD-Seite gedrückt hatte. Die CDU hätte kaum ungeschickter vorführen können, wie entzweit sie ist.

In den sozialen Netzwerken lässt sich über diese Posse trefflich streiten, Klicks sind schnell gesetzt. Ott allerdings hätte ahnen können, dass erhobene Daumen zugunsten der AfD einem designierten CDU-Minister schlecht zu Gesicht stehen. Sein Fall zeigt, dass die Spannungen zwischen dem konservativen und dem liberalen Lager der CDU an Schärfe gewinnen.

So verliert die CDU. Manch früheres Mitglied ist bereits zur AfD übergelaufen, und Rot-Schwarz bleibt im Schweriner Landtag SPD-geführt. Die CDU braucht einen starken Nachfolger für ihren schwachen Vorsitzenden Lorenz Caffier. Sie muss sich entscheiden, ob sie rechte Tendenzen oder die Mitte stärken will. Ein Jahr vor der Bundestagswahl gibt die Partei im Nordosten eine erbärmliche Figur ab, das schadet auch der Kanzlerin: Tritt Angela Merkel wieder an, dann wie üblich für ihren Wahlkreis in Vorpommern.

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