CDU-Debatte:Schwesig fordert Männer zum Kampf gegen Sexismus auf

Familienministerin Manuela Schwesig im Gespräch mit Kanzleramtsminister Peter Altmaier. (Foto: AP)

Die Familienministerin findet eine Reduzierung aufs Geschlecht und Altherrenwitze "nicht akzeptabel". Damit widerspricht sie ihrer Vorgängerin wesentlich.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) fordert Männer auf, mehr gegen Sexismus in Politik und Gesellschaft einzutreten. "Ich würde mir wünschen, dass auch mehr Männer das Wort erheben gegen Sexismus", sagte sie in einem Interview mit der Funke Mediengruppe. "Sexismus gibt es auch in der Politik, die immer noch sehr stark männerdominiert ist."

Vergangene Woche hatte die CDU-Politikerin Jenna Behrends in einem Brief öffentlich gemacht, wie sie in ihrer Partei auf ihre Weiblichkeit reduziert und sexistisch beleidigt worden sei. Etliche Politikerinnen der Frauen-Union stellten danach klar, dass sie die Vorwürfe gegen Männer in der Partei nicht mittrügen.

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Familienministerin Schwesig nannte es hingegen "gut und mutig", wenn Frauen sexistisches Verhalten öffentlich machten. Auch sie selbst hat Sexismus schon erlebt: So sei sie als "Küsten-Barbie" tituliert worden. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) habe ihr in einem Fernseh-Interview gesagt, sie solle nicht so "weinerlich" sein.

Bei Sprüchen oder Handlungen, die die Persönlichkeit verletzten oder Frauen auf ihr Geschlecht reduzierten, sei aber eine Grenze überschritten: "Viele denken ja, bei Altherrenwitzen soll man sich nicht so haben. Aber diese Haltung ist nicht akzeptabel", sagte Schwesig.

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Parteien, denen Mitglieder und Wählerinnen davonrennen, können es sich nicht leisten, auf Sexismus-Vorwürfe mit Schlammschlachten zu reagieren.

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Damit widerspricht sie ihrer Amtsvorgängerin Kristina Schröder (CDU), die bei einer Sexismus-Debatte ihrerzeit vor einem sterilen Gesellschaftsklima gewarnt hatte, in dem vorschnell Vorwürfe laut würden. Diese Gefahr sieht Schwesig nach eigenen Angaben nicht. Im Gegenteil: "Wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein. Das gilt auch für Bilder in der Werbung", in der der weibliche Körper überbetont werde, sagte sie.

© SZ.de/dpa/AFP/ees - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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