CDU Baden-Württemberg:Ruf nach Familienfrieden

CDU-Landesparteitag in Rust

Wenig angefochten: Baden-Württembergs CSU-Vorsitzender Thomas Strobl am Wochenende in Rust, wo er mit 98 Prozent Zustimmung im Amt bestätigt wurde.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

In der Südwest-CDU wird nicht über Asylfragen gestritten. Seehofers Auftritt irritiert, Parteichef Strobl fordert: Es müsse sofort Schluss sein mit Angriffen auf Merkel.

Von Josef Kelnberger, Rust

Nach Horst Seehofer und dem Eklat beim CSU-Parteitag befragt, überlegt sich Thomas Strobl seine Antwort sehr genau. In einer Krise, hebt der stellvertretende CDU-Parteivorsitzende schließlich an, in der die Bevölkerung gespalten sei, müsse die politische Führung Signale der Integration aussenden. "Dazu gehört zu handeln, statt öffentlich zu streiten. Das gilt auch für die Unionsfamilie." Es müsse sofort Schluss sein mit den Angriffen auf Merkel. Ob sich Seehofer entschuldigen solle bei Merkel? Da lächelt Strobl und schweigt.

In seinem Landesverband ist es Strobl bislang gelungen, öffentlichen Streit über Asylfragen zu vermeiden. Mit 98 Prozent wurde er am Wochenende beim Parteitag im Europapark Rust als Chef der baden-württembergischen CDU wiedergewählt. Dies sei einer seiner schöneren Tage in der Partei, sagte Strobl. Einen der schlimmeren erlebte er vor knapp einem Jahr, als ihn die Basis als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2016 verschmähte. Nun, zu Beginn des Wahlkampfs, präsentiert Strobl eine zumindest nach außen hin geschlossene Partei mit einem modernisierten Anstrich. Und es liegt an Spitzenkandidat Guido Wolf, sie am 13. März zurück an die Macht zu führen.

"Lust auf Zukunft" prangte als Motto auf der Bühne, als sich Wolf für seine Rede in Rust feiern ließ. Es deutet die Strategie an, mit der die CDU den populären Ministerpräsidenten aus dem Amt hebeln will. Die CDU spielt auf das Alter Winfried Kretschmanns an, 67, und auf die angebliche ideologische Verbohrtheit der Grünen. "Freiheit und Eigenverantwortung statt Gängelung und Bedenkenträgerei", proklamierte Wolf. "Ich will, dass wir dieses Land wieder nach vorne bringen."

Bei aller Fortschritts-Rhetorik setzt Spitzenkandidat Guido Wolf auf konservative Themen

Das von Grün-Rot regierte Land steht wirtschaftlich allerdings glänzend da. Die als beinharte Pragmatiker bekannten Grünen haben sich den technologischen Fortschritt an die Fahnen geheftet, in der letzten Umfrage liegen sie nur zehn Prozentpunkte hinter der CDU. Und im persönlichen Vergleich mit Kretschmann macht Guido Wolf, der CDU-Fraktionschef, weiterhin keinen Stich.

Wolf hält sich für den Fall eines Sieges alle Optionen offen, das Wahlprogramm ist vage genug, um Koalitionen mit Grünen oder SPD zu ermöglichen. In seiner viel bejubelten Rede versprach der Kandidat, er werde sich "nicht verbiegen lassen". Aber was ist sein politischer Kern? Bei aller Fortschritts-Rhetorik lag der Schwerpunkt in Rust auf konservativen Themen. Innere Sicherheit. Bewahrung des Gymnasiums. Straßenbau. Und in der Flüchtlingsfrage: konsequente Abschiebung ("ohne langes Lamentieren"), Schutzrecht auf Zeit, Begrenzung des Familiennachzugs.

Bis zur Wahl wird es nun an Wolf liegen, die Partei zusammenzuhalten. Das Engagement für die Flüchtlinge reicht weit in die CDU hinein, fast zwei Drittel ihrer Anhänger sind der Meinung, Baden-Württemberg verkrafte die aktuelle Zuwanderung. Wolf bedient dagegen eher die Kritiker von Merkels Kurs. Die Kanzlerin wird im Wahlkampf acht Mal für die baden-württembergische CDU werben. Bei aller Skepsis: Sie darf einen freundlicheren Empfang als in München erwarten.

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