CDU:Anschluss verpasst

Die Union in Baden-Württem-berg läuft hinter dem Zeitgeist her.

Von Josef Kelnberger

Baden-Württembergs CDU ist nur scheinbar aus dem Gröbsten heraus - nun, da sie ihre Führungsfrage geklärt hat. Guido Wolf, der gescheiterte Spitzenkandidat, gibt klein bei. Thomas Strobl, ein Mann mit bundesweitem Renommee, wird die Partei in ein grün-schwarzes Bündnis führen. Und bei der nächstbesten Gelegenheit lässt er die Koalition platzen und erobert das Amt das Ministerpräsidenten zurück, das der CDU jahrzehntelang wie von Gottes Gnaden zufiel? Das wäre eine verheerende Strategie.

Noch glauben viele in der Südwest-CDU, schicksalhafte Mächte hätten die Grünen an die Regierung gebracht: 2011 die Katastrophe von Fukushima, 2016 der Winfried-Kretschmann-Hype. Die CDU wird jedoch akzeptieren müssen, dass sie in Fragen der Gesellschafts- und Umweltpolitik den Anschluss verpasst hat. Die Grünen treffen sogar auf dem Land zunehmend den Geist der Zeit. Die Beliebtheit des Ministerpräsidenten und Wolfs schlechter Wahlkampf haben diesen Trend nur verstärkt.

Strobl ist es gelungen, seine Partei nach der Wahl behutsam an die Seite der Grünen heranzuführen. Aber die CDU ist noch lange nicht befriedet. Viele fürchten, die Partei werde zerrieben zwischen Grünen und AfD und wollen möglichst schnell heraus aus der Rolle als Juniorpartner. Aber die CDU wird, sofern die Koalitionsverhandlungen gelingen, fünf Jahre lang auf Bewährung regieren.

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