Burundi:Regimekritikerin tot

Der gewaltsame Konflikt zwischen der burundischen Regierung und ihren Gegnern fordert seit einem halben Jahr immer mehr Opfer. Nun erwägt die Afrikanische Union, mit Friedenstruppen in dem ostafrikanischen Land einzugreifen.

Von Tobias Zick, Kapstadt

Sie war eine notorische Kritikerin des Regimes, und sie wusste, dass sie deswegen in immer größerer Gefahr lebte. Charlotte Umugwaneza, Antikorruptionsaktivistin in Burundi, hatte vergangene Woche gerade beschlossen, wegzuziehen, aus ihrem Viertel der Hauptstadt Bujumbura, in dem es zuletzt immer häufiger zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Pierre Nkurunziza gekommen war. Doch ihre Gegner kamen ihr zuvor. Am Freitag verschwand Charlotte Umugwaneza, und ihre Familie verbreitete im Internet einen Such-Aufruf. Am Sonntag schließlich gab die Polizei offiziell ihren Tod bekannt.

Die Krise in dem kleinen ostafrikanischen Land schwelt seit nunmehr einem halben Jahr: Im April hatte Präsident Nkurunziza angekündigt, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren - was die Verfassung jedoch verbietet. Proteste ließ die Regierung niederschlagen, und über alle Einwände und Warnungen der internationalen Gemeinschaft hinweg ließ Nkurunziza sich im Juli wiederwählen. Die Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung jedoch flackern immer wieder aufs Neue auf, beinahe täglich sterben Menschen in Bujumbura - und in der Region wächst die Sorge, dass die politische Krise in einen erneuten, ethnisch gefärbten Bürgerkrieg umschlagen könnte.

Die Afrikanische Union erwägt, eine Friedenstruppe in das kleine ostafrikanische Land zu schicken

Wie im benachbarten Ruanda stehen sich in Burundi eine Mehrheit ethnischer Hutu und eine Minderheit von Tutsi gegenüber, zwischen denen es seit der Unabhängigkeit 1962 wiederholt zu Kriegen und Massakern gekommen ist. Im letzten Bürgerkrieg, der 2005 nach zwölf Jahren endete, starben etwa 300 000 Menschen.

Seit Beginn der aktuellen Krise sind mehr als 180 000 Menschen aus Burundi geflohen, vor allem in die Nachbarländer Ruanda und Tansania. Die Afrikanische Union (AU) erwägt jetzt, eine Friedenstruppe in das Land zu schicken, um eventuelle, "verheerende" Folgen eines eskalierenden Konflikts für die gesamte Region einzudämmen. Der AU-Sicherheitsrat sprach sich am Samstag dafür aus, die Vorbereitungen für einen solchen Einsatz einzuleiten. Zudem solle untersucht werden, welche Akteure im Einzelnen für die Gewalt verantwortlich sind, um dann gegen diese Personen Reisesperren zu verhängen und ihre Konten einzufrieren. Die Europäische Union hatte bereits Anfang Oktober Sanktionen gegen vier Verantwortliche beschlossen.

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