Burundi:Furcht vor neuem Bürgerkrieg

Suspected fighters are paraded before the media by Burundian police near a recovered cache of weapons after clashes in the capital Bujumbura

Waffen und Munition stellten die Sicherheitskräfte sicher.

(Foto: Jean Pierre Aime Harerimana/Reuters)

Fast 90 Tote in Burundi bei größtem Gewaltausbruch seit Mai. Ethnische Konflikte, die die ganze Region durchziehen, könnten jederzeit wieder aufbrechen, so die Sorge vieler Beobachter.

Nach neuen gewaltsamen Zusammenstößen wächst im ostafrikanischen Burundi die Furcht vor einem Bürgerkrieg. Zwei Jahrzehnte nach dem Völkermord im Nachbarland Ruanda befürchten westliche Staaten, dass ethnische Konflikte zwischen der Mehrheit der Hutu und der Minderheit der Tutsi wieder ausbrechen. Allein am Freitag starben fast 90 Menschen, wie das Militär am Wochenende mitteilte. Es ist der größte Gewaltausbruch seit einem gescheiterten Putsch im Mai. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben des Militärs überwiegend um Aufständische, die drei Militärstützpunkte in der Hauptstadt Bujumbura angegriffen hatten. Danach sei es in der ganzen Stadt zu Schießereien gekommen. 45 der Angreifer seien festgenommen worden. Am Wochenende sei es zunächst ruhig geblieben, sagte ein Militärsprecher. Die Sicherheitskräfte hätten Waffen und Munition sichergestellt.

Einwohner berichteten, dass einige Menschen von der Polizei bei Hausdurchsuchungen mitgenommen und anschließend getötet wurden. "Sie sind in unser Gelände eingedrungen, haben alle jungen und mittelalten Männer mitgenommen und fern ihrer Häuser getötet", sagte ein Anwohner. Die Polizei weist diese Anschuldigungen zurück.

In Burundi ist die Gewalt seit April eskaliert. Damals hatte Präsident Pierre Nkurunziza angekündigt, entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Im Juli war er bei einer von der Opposition boykottierten Wahl in seinem Amt bestätigt worden. Wütende Bürger wollen den Staatschef stürzen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind Menschenrechtlern zufolge bisher mindestens 240 Menschen getötet worden. 220 000 weitere sollen aus dem Land, das zehn Millionen Einwohnern hat, geflohen sein. Die Vorfälle haben auch Kritik aus den USA ausgelöst, die einen Rückfall des ostafrikanischen Landes in einen Bürgerkrieg befürchten. Die amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen sagte, der UN-Sicherheitsrat erwäge nun weitere Schritte. 2005 endete ein zwölf Jahre währender Bürgerkrieg in Burundi.

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