Burkina Faso:Zida wird Chef der Übergangsregierung

Burkina Faso: Oberst Isaac Yacouba Zida, Vizechef der Präsidentengarde, ist Interimspräsident in Burkina Faso.

Oberst Isaac Yacouba Zida, Vizechef der Präsidentengarde, ist Interimspräsident in Burkina Faso.

(Foto: AFP)
  • Nach dem Rücktritt von Staatschef Blaise Compaoré hat Militärchef Honoré Traoré seinem politischen Gegener Oberst Isaac Zida den Vorrang eingeräumt.
  • Compaoré soll sich ins Ausland abgesetzt haben.

Rivale unterzeichnet Erklärung

Nach dem Rücktritt von Blaise Compaoré als Staatschef von Burkina Faso hat sich die Armee des Landes hinter Oberst Isaac Zida als Führer einer Übergangsregierung gestellt. Die Armeeführung habe sich einstimmig für den bisherigen Vizechef der Präsidentengarde ausgesprochen, hieß es in einer Erklärung des Generalstabs. Unterzeichnet war die Erklärung von Militärchef Honoré Traoré, der ursprünglich das Amt des Übergangsstaatschefs für sich beansprucht hatte.

Ex-Staatschef geflüchtet

Nachdem Militärchef Traoré am Freitag seinen Machtanspruch bekundet hatte, hat sich Oberst Zida gegen den Armeechef gestellt. Zida forderte die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO) auf, das burkinische Volk bei dieser "schweren Prüfung" zu unterstützen.

In einer Fernsehansprache sagte Zida, er wolle als Übergangsstaatschef die "staatliche Kontinuität" wahren und in Zusammenarbeit mit den politischen Parteien und den Organisationen der Zivilgesellschaft für einen "ruhigen demokratischen Übergang" sorgen. Beobachter gehen davon aus, dass Zida mehr Rückhalt in der Zivilgesellschaft als Traoré genießt.

Der bisherige Staatschef Compaoré war am Freitag nach Protesten gegen eine geplante Verfassungsänderung nach 27 Jahren an der Macht zurückgetreten. Er hat das westafrikanische Land inzwischen offenbar verlassen. Der 63-Jährige sei in die benachbarte Elfenbeinküste geflohen, meldete der Sender Radio France International.

Zur Vorgeschichte: Massenproteste in Ouagadougou

Nach Massenprotesten gegen eine Verfassungsänderung zugunsten von Präsident Compaoré hatte am Donnerstagabend die Armee die Macht in Burkina Faso übernommen. Militärchef Honoré Traoré hatte anschließend verkünden lassen, er übernehme "gemäß der Verfassung" mit sofortiger Wirkung das Amt des Staatschefs.

Eine Gruppe junger Offiziere um Zida begehrte gegen Traoré auf und erklärte die Verfassung für "aufgehoben". In einer Mitteilung kündigte die Gruppe die Bildung eines Übergangsgremiums an, dass die "schnellstmögliche" Wiederherstellung der Ordnung organisieren solle. In einer weiteren von Zida unterzeichneten Erklärung wurde zudem die Schließung der Landesgrenzen angeordnet.

Eines der ärmsten Länder der Erde

Von den 17 Millionen Einwohnern in Burkina Faso lebt die Hälfte weiterhin unter der absoluten Armutsschwelle. Das Land ist fast ausschließlich auf die Landwirtschaft angewiesen. Jugendarbeitslosigkeit und Analphabetismus sind weit verbreitet. Im "Human Development Index 2013" rangiert das Binnenland weltweit auf Platz 181 von insgesamt 187 Ländern. Von dem in Statistiken ausgewiesenen Wirtschaftswachstum Burkina Fasos profitieren nur die wenigsten Menschen im Land.

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