Bundeswirtschaftsminister:Guttenberg löst Glos ab

CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg wird neuer Wirtschaftsminister. CSU-Chef Seehofer hat den 37-Jährigen offiziell als Nachfolger von Michael Glos vorgeschlagen - "in Abstimmung mit Angela Merkel".

CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg soll Nachfolger von Michael Glos werden. CSU-Chef Horst Seehofer hat Guttenberg als künftigen Bundeswirtschaftsminister vorgeschlagen. Das sagte Seehofer am Montag in München. Guttenberg werde im Laufe der Woche sein Amt antreten. Der 37-Jährige werde ein guter Anwalt der Wirtschaft in Deutschland sein, sagte Seehofer. Der CSU-Chef betonte, die Entscheidung für Guttenberg sei mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abgestimmt. Er sei von dem 37-Jährigen "sehr überzeugt".

Bundeswirtschaftsminister: Vor wenigen Monaten wurde er aus Personalnot zum CSU-Generalsekretär: Nun soll Karl-Theodor zu Guttenberg ein Bundesministerium übernehmen.

Vor wenigen Monaten wurde er aus Personalnot zum CSU-Generalsekretär: Nun soll Karl-Theodor zu Guttenberg ein Bundesministerium übernehmen.

(Foto: Foto: dpa)

Seehofer räumte ein, dass die Situation nach dem überraschenden Rücktrittsgesuch von Glos am Samstag "unerfreulich" gewesen sei. Er denke aber, dass die CSU mit den jetzigen Personalvorschlägen "wieder gut aufgestellt" sei.

Neuer CSU-Generalsekretär soll der Bundestagsabgeordnete Alexander Dobrindt werden. Außerdem habe Seehofer entschieden, dass die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär stellvertretende Generalsekretärin werde.

Guttenberg ist sich der großen Herausforderung in dem Amt bewusst. Er werde mit Kraft, Zuversicht, Mut und der notwendigen Bodenhaftung die Aufgabe angehen, sagte der künftige Wirtschaftsminister in München. Deutschland stecke in der größten Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre. Der 37-jährige bisherige CSU-Generalsekretär bekannte sich zu einem klaren marktwirtschaftlichen Kurs. Die soziale Marktwirtschaft sei eine Grundfrage seines Denkens und "kein Mittelding zwischen Sozialismus und Liberalismus".

Der 37-jährige Guttenberg macht gut drei Monate nach seiner Ernennung zum Generalsekretär einen erneuten Karrieresprung. Seine ursprüngliche Aufgabe war es, die Partei nach der Schlappe bei der Landtagswahl zusammen mit dem neuen CSU-Chef Seehofer neu auszurichten.

Guttenberg wies Spekulationen zurück, er habe seine Bereitschaft für das Amt intern an Bedingungen geknüpft. "Wenn einem ein solches Amt angetragen wird, dann stellt man keine Bedingungen, um Himmels willen", sagte er. Es hieß zuvor, Guttenberg habe für die Zeit nach der Bundestagswahl den Vorsitz der CSU-Landesgruppe in Berlin beansprucht, um ein Ticket zurück auf einen Parteiposten zu haben. Der künftige Bundesminister sagte, ihm sei klar, dass seine Amtszeit zwangsläufig im Herbst mit der Wahl ende. Auch CSU-Chef Horst Seehofer betonte, es habe keinerlei Bedingungen oder Absprachen gegeben.

Kritik von der Opposition

Glos (CSU) hat Bundeskanzlerin Merkel offiziell um seinen Rücktritt gebeten. Der CSU-Politiker unterzeichnete nach Informationen aus Regierungskreisen am Montagmorgen das Schreiben an Merkel, in dem er um seine Entlassung durch Bundespräsident Horst Köhler bittet. Anschließend wurde der Brief der Kanzlerin übermittelt.

Als Nachfolger waren in Parteikreisen neben Guttenberg der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon genannt worden.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, bezeichnete einen Glos-Nachfolger vor der Wahl als unnötig. "Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) kann das Amt ohne weiteres mit übernehmen", sagte er der Hannoverschein Allgemeinen Zeitung laut Vorabbericht. An Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte Oppermann, das Chaos in der Union sofort zu beenden. Der Wirtschaftsminister sei mitten in der Wirtschaftskrise offenbar zum Spielball in einem "offenen Machtkampf in der Union, in diesem Fall zwischen Merkel und Seehofer" geworden.

"Es ist an Frau Merkel, da Tacheles zu reden", sagte auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Es sei an der Zeit, dass die CDU-Chefin den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer in die Schranken weise. Seehofer sei schon seit Wochen außer Kontrolle und führe die große Koalition nicht zum Erfolg. Glos sei von Seehofer weggemobbt und von Merkel hängengelassen worden.

Am Abend hatte auch Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Ordnung in der Union gefordert, ohne dabei allerdings Merkel beim Namen zu nennen.

Glos hatte am Samstag völlig überraschend Seehofer um seine Ablösung ersucht. Dieser lehnte zunächst ab. Auch Merkel soll sich nach Angaben hochrangiger CSU-Politiker zunächst gegen einen Glos-Rücktritt gewandt haben. Der Beschluss für seine Ablösung fiel CSU-Kreisen zufolge erst am Sonntagabend in der Parteispitze.

Für Guttenberg wäre die Ernennung der zweite steile Karrieresprung innerhalb weniger Monate. Sein Themengebiet war, bevor er Generalsekretär wurde, die Außenpolitik. Der Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuss befasste sich zum Beispiel mit dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, der Russland-Politik oder dem Verhältnis zur Türkei. Der Rechts- und Politikwissenschaftler, der mit summa cum laude promovierte, hat aber auch Erfahrungen im wirtschaftlichen Bereich: als geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Guttenberg GmbH, einem Fachgroßhandel für Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe.

Der 37-jährige Guttenberg entstammt altem christsozialen Adel. Er ist der Spross eines Geschlechts oberfränkischer Großgrundbesitzer - aus dem gleichnamigen Ort Guttenberg. Guttenbergs Großvater hieß ebenfalls Karl Theodor zu Guttenberg und war auch schon CSU-Politiker. Nur der Vater Enoch schlug aus der Art - er wurde lieber Dirigent.

Im Bundestag sitzt Guttenberg seit 2002. 2007 wurde er Bezirkschef der CSU Oberfranken - wobei er sich gegen Landesgruppen-Geschäftsführer Hartmut Koschyk durchsetzte. Der Nachwuchspolitiker hat ein gutes Verhältnis zum bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Der stets korrekt gekleidete und frisierte Guttenberg ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Nach Guttenberg besetzt mit Alexander Dobrindt erneut ein junger Politiker die wichtige Position des Generalsekretärs. Dobrindt ist erst 38 Jahre alt. Geboren wurde Dobrindt im oberbayerischen Peißenberg. Früh engagierte sich Dobrindt politisch. 1986 wurde er Mitglied der Jungen Union, in die CSU trat er 1990 ein. Seit 2002 ist Dobrindt Mitglied des Bundestages. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er noch nicht bekannt. Der studierte Soziologe bringt vor allem wirtschaftspolitischen Sachverstand mit. Von 1996 bis 2005 war er Geschäftsführer und stiller Gesellschafter eines mittelständischen Unternehmens. Von 2005 bis Herbst 2008 war er wirtschaftspolitischer Sprecher der Landesgruppe.

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