Bundeswehr:Mit Gottvertrauen

Der Bundesregierung scheint es egal zu sein, ob die Türkei die Fotos deutscher Tornados für den Kampf gegen die PKK nutzt.

Von Joachim Käppner

Über das Vertrauen hat Bismarck gesagt, es sei eine zarte Pflanze. Das Vertrauen der Bundesregierung in die Türkei aber ist offenbar robust wie eine Dornenhecke. Anders lässt sich die Antwort auf eine Anfrage der Linken kaum interpretieren: Man wisse nicht, wer die Aufklärungsdaten der deutschen Tornado-Jets über Syrien und dem Irak für welche Angriffe genutzt habe, verlasse sich aber darauf, dass alles seine Ordnung habe.

Das ist selbst dann ein Problem, solange es nur um die Luftangriffe der internationalen Koalition auf die Terrormiliz IS geht. Waren es wirklich immer militärische Ziele, kamen Zivilisten zu Schaden? Noch gravierender: Das deutsche Mandat erstreckt sich ausdrücklich nur auf den Kampf gegen den IS. Die Türkei nimmt zwar an diesem Kampf teil, nutzt aber die Gelegenheit, ihre kurdischen Widersacher in Syrien zu bombardieren. Diese stehen meist dem Erzfeind Ankaras nahe, der marxistischen Kurdentruppe PKK.

Die Türken schwächen mit ihren Attacken den Einsatz gegen die Horrorherrschaft des IS-Kalifats empfindlich. Zu den entschlossensten Feinden der Gotteskrieger gehören nämlich die PKK und die syrischen Kurdenmilizen. Es wäre skandalös, wenn sie mit Hilfe deutscher Aufklärungsdaten angegriffen würden. Die Bundesregierung mag auf die Türkei in der Flüchtlingsfrage angewiesen sein. Sie sollte sich aber trotzdem erinnern, was noch besser ist als Vertrauen: Kontrolle.

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