Der Minister nahm die Kritik mit Humor: "Soll ich Ihnen mal die Stiefel zeigen, die ich als Soldat noch anhatte", feixte Franz Josef Jung, nachdem sich seine Soldaten bei ihm über ihr Schuhwerk mokiert hatten.
Dabei ist der Unmut der Bundeswehr-Angehörigen verständlich: Schließlich geht es nicht um ein Geländespiel auf einem fränkischen Truppenübungsplatz, sondern um eine EU-Friedensmission in Afrika - bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von bis zu 40 Grad.
Dem deutschen Kontingent in der Demokratischen Republik Kongo fehlt es offenbar nicht nur an klimatauglichen Stiefeln. Dem Verteidigungsminister kam bei seiner Truppenvisite in Kinshasa noch mehr zu Ohren:
Geeignete Sonnenbrillen würden vermisst, kurze Hosen gewünscht, wie sie beim belgischen und französischen Militär getragen werden.
Und: Buchstäblich in letzter Minute vor dem Abmarsch wurden die ursprünglich vorgesehenen Winterschlafsäcke gegen dünne Sommerschlafsäcke ausgetauscht, sagte ein Soldat.
Nach Informationen von sueddeutsche.de wurde von Soldaten bereits vor dem Einsatz der Wunsch geäußert, mehr Kleidungsgarnituren mitzunehmen, als vorgesehen. Nur verständlich: Bei dem tropischen Klima in Schwarzafrika sind Uniformjacken und Hosen schnell durchgeschwitzt.
Das Zauberwort: Einsatzbedingter Sofortbedarf
Vertreter des Bundeswehrverbandes wollen demnächst selbst in den Kongo fliegen und sich einen eigenen Überblick der Verhältnisse verschaffen. Die kolportierten Kritikpunkte werden von der Interessensvertretung der deutschen Soldaten aufmerksam beobachtet: "Wenn das den Tatsachen entspricht, dann ist die militärische Führung gefordert, nachzubessern," sagte Sprecher Wilfried Stolze.
Das Zauberwort für eine solche schnelle Nachbesserung lautet: Einsatzbedingter Sofortbedarf. Doch nicht einmal dazu konnte der Infostab des Berliner Verteidigungsministeriums sueddeutsche.de Auskunft geben.
Zitieren soll die Presse nur den Satz: "Erkannte Ausrüstungsmangel werden umgehend abgestellt." Mehr Informationen gibt es angeblich erst, wenn die Kollegen aus dem Kongo zurück sind.
Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche Soldaten auf dem Dienstweg offenbar nicht die passende Ausrüstung für Auslandseinsätze erhielten. So wurde im Mai bekannt, dass Bundeswehr-Angehörige in Afghanistan sich auf eigene Faust mit Tarnanzügen eingedeckt haben - und mit einem Tchibo-Fernrohr für Patrouillen.
Dabei habe es sich jedoch um "Einzelfälle" gehandelt, erklärte ein Bundeswehr-Sprecher.