Bundeswehr:Große Keule

Die SPD-Kritik an von der Leyen ist übertrieben.

Von Christoph Hickmann

Man kann Ursula von der Leyen diverse Versäumnisse und Fehler vorwerfen. Sachpolitische Erwägungen ordnet die Verteidigungsministerin allzu oft der Selbstdarstellung unter - was offenbar in weiten Teilen der Truppe das Gefühl erzeugt hat, unter von der Leyen vor allem Vehikel einer Inszenierung zu sein. Wenn SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sie aber als "schlechteste Verteidigungsministerin seit der deutschen Einheit" bezeichnet, liegt er trotzdem daneben.

Mal abgesehen davon, dass in die Jahre seit 1990 auch die Amtszeit eines sozialdemokratischen Verteidigungsministers namens Scharping fällt: Von der Leyen hat in ihren bislang dreieinhalb Jahren an der Spitze des Wehrressorts vom verkorksten Rüstungswesen bis zum Personalmangel Dinge angepackt, die ihre Vorgänger liegen gelassen oder zum Teil sogar erst verursacht hatten. Schon richtig, bislang ist nicht klar, was dabei am Ende herauskommt. Und manche Ankündigung hat sich bereits als Luftnummer erwiesen. Aber immerhin: Es bewegen sich durchaus Dinge in die richtige Richtung.

Das sah im Übrigen auch der Koalitionspartner SPD bis vor einiger Zeit noch so. Dass Oppermann nun trotzdem die ganz große Keule rausholt, dürfte vor allem daran liegen, dass die Genossen mittlerweile befürchten, ihr schlechtestes Wahlergebnis seit der deutschen Einheit einzufahren. Oder auch: seit Bestehen der Republik.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: