Bundeswehr-Gelöbnis:"Die Armee gehört in die Mitte der Gesellschaft"

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Erstes feierliches Gelöbnis nach Ende der Wehrpflicht: Bundespräsident Wulff warnt, die Bundeswehr dürfe den Bürgern nicht gleichgültig werden. Einige Freiwillige haben den Dienst allerdings nach drei Wochen schon wieder quittiert.

Nach dem Ende der Wehrpflicht hat Bundespräsident Christian Wulff vor einer neuen "Gleichgültigkeit" gegenüber der Bundeswehr gewarnt. Die Armee gehöre in die "Mitte der Gesellschaft", sagte Wulff am Mittwochabend beim ersten feierlichen Gelöbnis von etwa 450 ausschließlich freiwilligen Rekruten in Berlin. Wichtig sei auch die öffentliche Debatte über Einsätze wie in Afghanistan.

Soldaten vor dem Reichstag: Am frühen Mittwochabend marschierten 470 Rekruten in Berlin auf, um der Bundesrepublik Treue zu geloben - kleines Missgeschick mit der Fahne inklusive. Es war das erste Gelöbnis, an dem ausschließlich Rekruten teilnahmen, die sich freiwillig zum Dienst gemeldet hatten. (Foto: dpa)

Die Wehrpflicht - ein halbes Jahrhundert lang Grundpfeiler der Bundeswehr - ist seit dem 1. Juli ausgesetzt. Seither traten 3.400 Frauen und Männer freiwillig den Wehrdienst an.

Das Gelöbnis findet jedes Jahr am 20. Juli im Gedenken an die Verschwörer des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler statt. Offiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatten 1944 vergeblich versucht, Hitler mit einer Bombe zu töten.

Deutschlands Soldaten gehörten "in unsere Mitte, in unsere Schulen und Hochschulen und auf öffentliche Plätze", sagte Wulff bei der Zeremonie vor dem Reichstagsgebäude. "Ihre Freiwilligkeit darf nicht zu Gleichgültigkeit in der Gesellschaft führen. Hier mache ich mir durchaus Sorgen, die hoffentlich unberechtigt sind." Die Gesellschaft müsse sich auch "noch mehr kümmern - gerade um die, die in ihrem Einsatz innerlich oder äußerlich verwundet wurden".

Verteidigungsminister Thomas de Maizière betonte ebenfalls die Bedeutung der Armee: "Ohne die Bundeswehr kann der demokratische Staat Deutschland nicht bestehen und wenig ausrichten."

Für das Gelöbnis sperrte die Polizei den Platz vor dem Reichstagsgebäude weiträumig ab. Früher gab es gegen die militärische Zeremonie immer wieder Demonstrationen. In den vergangenen Jahren flaute der Protest ab.

Unterdessen wurde bekannt, dass die ersten freiwilligen Rekruten den Dienst schon wieder quittiert haben. Das Verteidigungsministerium nannte aber noch keine Zahlen. Das Ministerium erklärte, ein Trend sei frühestens im Oktober feststellbar. Die bisher bekannten Zahlen - angeblich bis zu 20 Prozent - lägen "absolut im Bereich des Normalen". Die Freiwilligen haben eine sechsmonatige Probezeit, in der beide Seiten ohne Angaben von Gründen kündigen können.

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