Bundeswehr:Einsatz in Bagdad

Die Ausbildungshilfe im Irak wird gebraucht. Abziehen ist keine Option.

Von Mike Szymanski

Nachrichten von der Verteidigungsministerin aus dem Irak klingen einfach zu schön. Der IS? Militärisch geschlagen. Die Peschmerga? Nach Jahren der Ausrüstung und Ausbildung durch die Bundeswehr in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Ursula von der Leyen möchte die Grundausbildung für die kurdischen Kämpfer auslaufen lassen. Endlich einmal soll ein Einsatz zu Ende gehen.

Ist die Mission deshalb erledigt? Im Anti-Terror-Kampf mag die Zeit nach dem Kalifat angebrochen sein. Vom Ende des IS zu sprechen, ist verfrüht. Und natürlich findet der Irak selbst nicht zu Stabilität. Schon jetzt brechen die Konflikte wieder auf, die dazu geführt haben, dass der IS überhaupt stark werden konnte. Es ist schon richtig: Deutschland hat in diesem Kampf einen Erfolg zu verbuchen, aber es wäre irreführend, ja unehrlich, den Eindruck zu erwecken, Deutschland könne es sich jetzt gemütlich machen.

Die Expertise der Bundeswehr wird im Land auf Jahre gebraucht. Wie lange es dauert und wie zäh sich Fortschritte einstellen, lässt sich in Afghanistan beobachten. Deswegen braucht Deutschland jetzt eine ehrliche Debatte darüber, was die Streitkräfte in der Region leisten müssen. Der Vertragsentwurf für die Koalition macht indes nicht viel Hoffnung, dass sich die Politik schnell ehrlich macht. Richtig ist schon heute: Die Ausbildungsmission in Bagdad kompensiert nicht den Rückzug aus Erbil. Wer verhindern will, dass der Irak zerfällt, der muss ihn auch wie einen Staat behandeln.

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