Bundesversammlung:So wird gewählt

630 Bundestagsabgeordnete und noch mal so viele Wahlleute aus den Ländern, darunter Persönlichkeiten wie Joachim Löw, Veronica Ferres und Iris Berben. Spätestens nach drei Wahlgängen steht das neue Staatsoberhaupt fest.

Von Roland Preuß

Salopp ausgedrückt, kann man die Bundesversammlung als Zusammenkunft von Abgeordneten aus Bund und Ländern, angereichert mit Prominenten, bezeichnen. Genau genommen treffen am kommenden Sonntag um 12 Uhr im Reichstag die 630 Bundestagsabgeordneten zusammen, die Parlamente der Bundesländer entsenden weitere 630 Wahlleute - darunter Landtagsabgeordnete, aber auch mehr oder weniger bekannte Personen, die der Versammlung einen gewissen Glanz über die bekannten Politikerköpfe hinaus verleihen. Je nach Größe schicken die Länder unterschiedlich viele Delegierte, die meisten - 135 - kommen aus Nordrhein-Westfalen, Bremen stellt nur fünf Wahlleute. Alle zusammen bestimmen gemäß Artikel 54 Grundgesetz den neuen Bundespräsidenten.

Bundestagspräsident Norbert Lammert eröffnet und leitet die Versammlung, um 12.15 Uhr soll dann die eigentliche Abstimmung beginnen. Zur Wahl stehen fünf Kandidaten: Union und SPD haben Frank­Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten aufgestellt. Für die Linke tritt der emeritierte Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, 66, aus Köln an. Die Alternative für Deutschland (AfD) will ihren stellvertretenden Bundesvorsitzenden und früheren Stadtkämmerer von Frankfurt, Albrecht Glaser, 75, ins Rennen schicken. Die bayerischen Freien Wähler haben den Richter Alexander Hold, 54, nominiert. Schließlich hat der auf Vorschlag der Piraten entsandte Wahlmann Martin Sonneborn seinen Vater Engelbert Sonneborn, 78, aufgestellt.

Bundesversammlung: SZ-Grafik

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Laut Grundgesetz wird das neue Staatsoberhaupt ohne Aussprache gewählt. Drei Wahlgänge sind möglich: Gewählt ist, wer die Mehrheit der Stimmen der Wahlleute erhält. Erreicht ein Kandidat diese Mehrheit in zwei Wahlgängen nicht, so fällt die Entscheidung im dritten Wahlgang: dort reicht es, die meisten Stimmen zu erhalten. Abgestimmt wird mit verdeckten Stimmzetteln, also geheim. Angesichts der klaren Mehrheit der Parteien, die Steinmeier unterstützen, wird mit einer zügig verlaufenden Versammlung gerechnet.

Die Parteien konnten viele Prominente dafür gewinnen, an der Bundesversammlung teilzunehmen: So reist Bundestrainer Joachim Löw für die Grünen an, der Regisseur Marcus H. Rosenmüller und die Schauspielerin Iris Berben für die SPD und der Komiker Hape Kerkeling und die Schauspielerin Veronica Ferres für die CDU.

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