Bundestagswahlkampf:Schulz wirft Merkel Heuchelei im Bierzelt vor

Internationales Europaforum

Martin Schulz, Kanzlerkandidat und Vorsitzender der SPD, nimmt am 01.06.2017 in Berlin im Außenministerium am Internationalen WDR-Europaforum teil.

(Foto: dpa)
  • SPD-Kanzlerkandidat Schulz hat in einem Interview mit dem Spiegel den gemeinsamen Bierzelt-Auftritt von Merkel und Seehofer kritisiert.
  • Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hatte Donald Trump nach dessen Wahl gelobt.
  • Jetzt Trump zu kritisieren und gleichzeitig Einigkeit mit Horst Seehofer zu inszenieren, sei "der Gipfel der Heuchelei" gewesen.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Angela Merkel Heuchelei im Umgang mit US-Präsident Donald Trump vorgeworfen. Der Auftritt der Kanzlerin in München sei "der Gipfel der Heuchelei" gewesen, sagte Schulz dem Nachrichtenmagazin Spiegel. "Da stößt die Kanzlerin mit dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer an. Dabei war es Seehofer, der nach der Wahl von Trump gesagt hat, er fände, das sei ein sehr konsequenter Mann."

Beim Frühschoppen im Truderinger Bierzelt hatte Seehofer die Kanzlerin mit den Worten begrüßt: "Liebe hochverehrte Frau Bundeskanzlerin, liebe Angela." Und Merkel wiederum lobte Seehofer in den höchsten Tönen. Es war ein symbolisches Treffen, eine Inszenierung der Einheit nach der aufsehenerregenden Rede von Seehofer auf dem CSU-Parteitag im November 2015. Damals hatte er ihr aufgetragen, was sie in der Flüchtlingspolitik zu erledigen habe, damit sie mal wieder zur CSU kommen dürfe.

Dass Merkel erkannt habe, dass die Europäer ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen müssten, begrüßte Schulz: "Besser spät als nie." Allerdings forderte der SPD-Chef, dass Merkel den Worten auch Taten folgen lassen müsse. Die Kanzlerin hatte gesagt: "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei." Damit sorgte sie weltweit für Schlagzeilen.

Schulz äußerte sich laut Spiegel auch zur Entscheidung von Trump, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Der US-Präsident habe das gemacht, weil er Umweltstandards für amerikanische Produkte senken und billiger produzieren wolle. "Das ist ein ganz einfaches, aber sehr kurzfristiges Kalkül", sagte Schulz.

"Der Verzicht auf Klimaschutz macht amerikanische Produkte jedenfalls nicht wettbewerbsfähiger", sagte der SPD-Kanzlerkandidat. "Gerade wir Deutschen wissen, dass man auf dem Weltmarkt nur dann auf Dauer erfolgreich sein kann, wenn man energieeffiziente und damit klimaschonende Produkte anbietet."

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