Bundestagswahl:Promis zeigen Raute für Merkel

Wahlkampf NRW-CDU mit Angela Merkel

Wahlkampf mit Emoji: Ein Merkel-Anhänger mit dem Slogan "I love Raute".

(Foto: dpa)
  • Sophia Thomalla und andere Promis werben für Kanzlerin Angela Merkel in einer neuen Wahlkampagne.
  • Auch sogenannte Emojis kommen zum Einsatz, zum Beispiel die "Merkel-Raute".
  • Damit versucht die CDU, auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.

Von Thomas Hummel

Alex Böhm, von Beruf Youtuber, Künstlername "AlexiBexi", hatte zum Schluss noch was "Brennendes" zu fragen, als er Angela Merkel Mitte August in einem Interview gegenüber saß: Liebe Frau Bundeskanzlerin, "haben Sie ein Lieblings-Emoji?" Böhm konnte damals nicht wissen, wie nahe er in diesem Moment Angela Merkels Wahlkampfstrategie kam.

Die Bundestagswahl am 24. September rückt näher, am Sonntag werden sich Merkel und ihr SPD-Konkurrent Martin Schulz im TV-Duell begegnen. Kurz vorher hat die CDU mit Hilfe der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt eine neue Wahlkampfplattform eröffnet: Auf unterstuetzt-merkel.de können Bürger ihr Foto mit einem Merkel-Emoji versehen, genauer: mit einem schwarzen "I", einem roten Herzen und der goldenen Merkel-Raute; übersetzt: "I love Raute" bzw. ich liebe Merkel, ich mag Angela, ich finde die Kanzlerin gut, wie auch immer.

Ein entsprechendes Plakat ist schon seit einigen Wochen auf Wahlveranstaltungen der CDU zu sehen. Auf der neuen Website - und in sozialen Netzwerken - überbringen nun auch einige Dutzend Prominente die Emoji-Botschaft. Darunter Sportler wie Fabian Hambüchen, Franziska van Almsick oder Hans Sarpei, dazu Menschen aus dem Showbusiness wie Schauspieler Heiner Lauterbach oder Sänger Heino.

Am meisten Aufsehen erregt bis dato das Model Sophia Thomalla, weil die 27-Jährige durchaus für kleine Skandälchen zu haben ist, was auf den ersten Blick nicht unbedingt mit Angela Merkel in Einklang zu bringen ist. Thomallas Spruch auf den Wahlplakaten zeugt dann auch von einer gewissen Selbstironie: "I love Raute ... weil sie absolut skandalfrei ist", schreibt die Frau, die schon mit provokanter Kritik etwa an Feministinnen aufgefallen ist.

Doch Thomalla passt offenbar haargenau ins Schema der Kampagnen-Entwickler. Das Model ist CDU-Mitglied und äußerte sich zuletzt positiv über die Kanzlerin. Auf Instagram folgen ihr mehr 700 000 meist junge Menschen, auf Facebook sind es 320 000.

"Merkel und die CDU erhoffen sich mit dieser Kampagne, eine jüngere Zielgruppe anzusprechen", erklärt Catharina Vögele, die sich an der Universität Hohenheim mit politischer Kommunikation beschäftigt. "Man spricht hier vom Imagetransfer, als Politiker möchte man von der Beliebtheit der Fürsprecher profitieren", sagt Vögele. Nicht umsonst sitzt Merkel seit Jahren gerne bei der Nationalmannschaft auf der Tribüne oder beglückwünscht die Helden nach dem Spiel in der Kabine - um anschließend Bilder davon über alle Kanäle zu schicken. Das ist international anerkannte Praxis, Wladimir Putin lässt sich gerne mit den russischen Sportstars blicken, im amerikanischen Wahlkampf spielen Promis seit jeher eine wichtige Rolle.

Für Merkel werben nun unter anderem die früheren DFB-Spieler Arne Friedrich und Christoph Metzelder - da war der Weg nicht weit, denn die beiden arbeiten inzwischen für die Agentur Jung von Matt.

Wir sprechen eure Sprache, wir verstehen euch

Zusätzlich möchten die Werber nun mittels der Emojis den bislang eher biederen Wahlkampf der CDU aufpeppen. Wissenschaftlerin Vögele sagt: "Es ist der Versuch, sich den neuen Formen der Kommunikation anzupassen und damit Nähe herzustellen." Nach dem Motto: Wir sprechen eure Sprache, wir verstehen euch. Das Emoji hat sich in Zeiten der Smartphones und ihrer schnellen, schriftlichen Kommunikation über das Internet zu einer Art Universalsprache entwickelt. Statt vieler Worte versendet man lieber kleine Bildchen, um seine Emotionen mitzuteilen. Kurz, prägnant, klar, weltweit verständlich für jedermann.

Die Merkel-Raute (die in Wahrheit keine Raute ist, sondern ein sogenanntes Drachenviereck), früher auch Merkelizer genannt, garantiert der CDU den Wiedererkennungseffekt. Die Handhaltung der 63-Jährigen wird seit jeher von den Strategen der Partei im Wahlkampf eingesetzt, auch wenn sie häufig Ziel von Spott war. Inzwischen steht die Merkel-Raute auch für den eher ruhigen, nachdenklichen Politikstil der Kanzlerin. Ob man diesen gut oder schlecht findet, spielt bei Wahlplakaten keine Rolle. Entscheidend ist, dass man die Botschaft so schnell wie möglich erfassen kann, deshalb ist die Raute für die Werbeagenturen unverzichtbar. "Es ist ein allgemein bekanntes Erkennungszeichen. Damit spielt Merkel jetzt", erklärt Vögele.

In der Realität "spielt" Merkel bekanntlich häufig und gerne mit ihrem Mobiltelefon. Die Kanzlerin regiere per SMS, heißt es in Berlin. Eine Raute wird sie aber vermutlich eher nicht verschicken - das wäre nicht ihr Stil. Auf die Frage des Youtubers AlexiBexi, welches Emoji sie bevorzuge, entgegnete Merkel: "Smiley. Wenn es gut kommt, noch ein kleines Herzchen dran. Und wenn mal was nicht so gutes war, kann man auch die Schnute nehmen."

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