Bundestagswahl:"Man kann es der AfD zutrauen, auch Frau Weidel zutrauen"

Alice Weidel

AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel hält nichts von politischer Korrektheit.

(Foto: dpa)
  • Alice Weidel, Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl, soll im Jahr 2013 eine Mail mit rassistischem Inhalt geschrieben haben - darin werden Sinti, Roma und Araber beleidigt.
  • Weidel bestreitet, den Text verfasst zu haben und spricht von einer "plumpen Kampagne".

Von Jens Schneider, Berlin

Das Bekanntwerden einer rassistischen Mail, die laut einem Zeitungsbericht aus der Feder von Alice Weidel stammen soll, hat heftige Kritik an der AfD-Spitzenkandidatin ausgelöst. So warnten Spitzenpolitiker von CDU, SPD und Linken unter Hinweis auf diese Mail vor der AfD. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in einer Wahlkampfrede: "Das hat nichts mit konservativ zu tun, das sind Rechtsradikale - und die gehören nicht ins Parlament."

Alice Weidel bestreitet, die Mail geschrieben zu haben

Zuvor hatte die Welt am Sonntag über die Mail berichtet, die Weidel der Zeitung zufolge bereits 2013 verfasst haben soll. Die AfD-Politikerin bestreitet die Urheberschaft der Mail und spricht von einer "plumpen Kampagne".

In der Mail soll sich Weidel dem Zeitungsbericht zufolge abfällig über Sinti und Roma und Araber geäußert haben. Sie würden in der Mail als "kulturfremde Völker" bezeichnet, von denen Deutschland "überschwemmt" werde. Mitglieder der Bundesregierung würden als "Schweine" und "Marionetten der Siegermächte" des Zweiten Weltkriegs diffamiert. Die Zeitung gibt an, dass ihr eine Eidesstattliche Versicherung des Empfängers der Mail vorliege, dessen Name nicht genannt wird. Er bezeuge, dass er die Mail von Weidel erhalten habe. Sie stamme aus einer Zeit, als Weidel noch nicht Parteimitglied gewesen sei. Zudem lägen weitere Aussagen vor, aus denen hervorgehe, dass Weidel den Text verfasst habe. Sie sollen "aus dem ehemaligen Bekanntenkreis von Weidel in Frankfurt am Main" stammen, dem Banker, Kaufleute und Unternehmensberater angehörten.

Weidel gilt als relativ gemäßigte AfD-Politikerin

Linken-Chefin Katja Kipping warnte davor, dass die AfD als drittstärkste Kraft ins neue Parlament einziehen könnte. Das wäre ein "verheerendes Signal" für Deutschland nach innen wie nach außen, sagte sie. Die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner sagte mit Bezug auf die Mail: "Wenn das stimmt, zeigt das das Menschenbild, das die AfD die ganze Zeit nicht nur durch den Wahlkampf, sondern auch durch alle Netzwerke trägt." Sie könne nicht beurteilen, ob die Mail echt sei, "aber man kann es der AfD zutrauen, auch Frau Weidel zutrauen".

Ein AfD-Sprecher bezeichnete die Mail als Fälschung - Parteifreunde von Weidel wie Alexander Gauland, der zweite AfD-Spitzenkandidat, schlossen sich dem an. Er sprach von einem "niederträchtigen Versuch, das schöne Gesicht von Alice Weidel zu zerkratzen". Die Unternehmensberaterin war im April mit dem rechtsnationalen Gauland zur Spitzenkandidatin gewählt worden. Sie galt neben ihm als relativ gemäßigte AfD-Politikerin. So hatte sie sich im Frühjahr für den Ausschluss des Rechtsaußen Björn Höcke aus der AfD eingesetzt. Allerdings ist Höcke weiter in der Partei, Weidel verfolgte das Anliegen nicht weiter. Vor ihrer Nominierung erklärte sie auf dem Parteitag: "Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte!"

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