Bundestags-Hack:Schlummernde Trojaner

Nach dem Hackerangriff auf Rechner des Bundestages wird das IT-Netz des Parlaments in der Sommerpause erneuert werden. Nur 14 von vielen Tausend Rechnern sind infiziert, doch das macht es nicht besser.

Von B. Strunz, A. Zoch

"Wir haben eine Schlacht verloren", sagt Grünen-Abgeordnete Renate Künast über die Hacker-Attacke auf das Netz des Bundestags. Inzwischen gibt es mehr Details über das Ausmaß des Angriffs. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR wurden insgesamt 14 Rechner identifiziert, auf denen Schadsoftware gefunden oder Datenabflüsse registriert wurden. Die Computer gehören Bundestagsabgeordneten und stehen sowohl in Berlin als auch in Wahlkreisbüros. 14 von etwa 20 000 Bundestags-Computern - das klingt nach wenig, aber die Zahl ist nicht entscheidend, da alle Rechner miteinander vernetzt sind und die IT-Experten nicht wissen, wo die Trojaner noch schlummern. Da die Angreifer Administratorenrechte für die gesamte IT-Infrastruktur des Bundestags an sich gebracht haben, hatte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Michael Hange, der Bundestags-Kommission für Informations- und Kommunikationstechnik bereits vor zwei Wochen gesagt, dass "von einer breiten Kompromittierung der Netzinfrastruktur mit höchstmöglichen Rechten auszugehen" sei.

Klar ist inzwischen, dass die Angreifer sehr gezielt vorgegangen sind und unter anderem nach Word-Dokumenten suchten, die nach dem 1. Mai 2015 abgespeichert wurden. Etwa 20 Gigabyte Daten sind nach außen abgeflossen, an mindestens acht verschiedene Orte. In der am 4. Juli beginnenden Sommerpause soll das Netz neu aufgesetzt werden. Das BSI hat als Dienstleister die Telekom empfohlen.

Politisch haben die Koalitionsfraktionen schnell reagiert: Das IT-Sicherheitsgesetz, das am Freitag verabschiedet wurde und zunächst nur für Privatunternehmen gedacht war, soll nun auch auf Bundesbehörden angewendet werden.

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