Bundesregierung:Evakuierung aus Südsudan

Nach der Eskalation der Gewalt im Südsudan fliegt die Bundeswehr 200 Menschen aus. Mehrere Transall-Maschinen wurden zu diesem Zweck ins Nachbarland Uganda verlegt.

Von Stefan Braun, Berlin

Angesichts einer immer gefährlicheren Lage im Südsudan hat die Bundesregierung am Mittwoch die im Land verbliebenen Deutschen und weitere EU-Bürger in Sicherheit gebracht. Zu diesem Zweck waren vier Transall -Flugzeuge der Bundeswehr nach Entebbe, der ehemaligen Hauptstadt Ugandas, verlegt worden. Von dort aus begann dann in mehreren Etappen die Evakuierung. Ziel war es, mit insgesamt vier Anflügen auf Juba rund 200 Menschen aus der Hauptstadt des Südsudan auszufliegen. Die Operation hatte am Morgen begonnen und wurde am Abend mit der Rückkehr der letzten Transall nach Entebbe abgeschlossen. Wegen der akuten Gefahr für die Flugzeuge, deren Besatzung und die auszufliegenden Europäer war die Aktion zunächst unter strengster Geheimhaltung abgelaufen. Zu groß war die Sorge, dass zu viele Informationen vor Beendigung der Aktion nach außen dringen könnte.

Nach Informationen aus Berliner Regierungskreisen sollten sich rund 100 Deutsche und noch einmal ebenso viele Bürger aus anderen EU-Staaten in Juba befinden. Dort war die Lage am zweiten Tag einer frisch ausgehandelten Waffenruhe zunächst ruhig geblieben. Auch das dürfte den Krisenstab in Berlin dazu bewogen haben, sich für die Evakuierung zu entscheiden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes betonte: "Es ist eine diplomatische Evakuierung. Es ist kein militärischer Einsatz." Wegen der Kämpfe wurde auch das SOS-Kinderdorf in Juba evakuiert, wie die Hilfsorganisation am Mittwoch mitteilte. Die 130 Kinder seien in einer Kirche in Sicherheit gebracht worden, hieß es weiter.

Ausgerechnet zum fünften Jahrestag der Staatsgründung des jüngsten afrikanischen Staates in der vergangenen Woche waren die Kämpfe zwischen rivalisierenden Kräften des Präsidenten und des Vizepräsidenten wieder voll ausgebrochen. Dabei waren mehr als 270 Menschen binnen weniger Tage getötet worden. Die Afrikanische Union (AU) übte entsprechend scharfe Kritik an Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar. Deren Kommissionspräsidentin Nkosazana Dlamini-Zuma erklärte, die Eskalation sei "völlig inakzeptabel". Regierungen und Politiker seien dazu da, Schutzbedürftige zu beschützen und nicht aus Machtgier und Rachsucht Ursache neuen Leids zu werden. Vertreter der bisherigen Regierung im Südsudan wiesen den Vorwurf zurück, ihre Truppen seien gegen andere Ethnien vorgegangen. Diplomaten der AU blieben dagegen bei ihrem Vorwurf.

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