Bundesrechnungshof:Bestrafung der Mittelschicht

Putzfrauen, Handwerker und Steuer.

Von Cerstin Gammelin

Der Bundesrechnungshof will privaten Haushalten wieder verbieten lassen, Ausgaben für Putzfrauen und Handwerker steuerlich absetzen zu können. Mit dieser Forderung meinen die Bürokraten, ihrer Pflicht nachzukommen, Steuergelder vor dem Verschleudern zu bewahren. Die Abgeordneten des Bundestages tun gut daran, diese Forderung zurückzuweisen. Denn die Begleitschäden, die entstünden, würde die Steuerermäßigung abgeschafft, fielen ungleich höher aus als die Steuermehreinnahmen.

Es sind Privatleute der Mittelschicht, die von den Steuerermäßigungen bisher am meisten profitieren. Es sind diejenigen, die morgens zur Arbeit gehen und erst spät wiederkommen und sich freuen, wenn dann der Haushalt aufgeräumt ist und der Handwerker dringende Arbeiten ausgeführt hat. Es sind jene Bürger, die hohe Steuern zahlen und ohnehin über maximale Sozialbeiträge ihren Teil an Solidarität leisten. Es wäre töricht, ihnen diese kleine Vergünstigung zu streichen.

Rein vom materiellen Wert her fiele das gar nicht ins Gewicht. Das politische Signal aber wäre verheerend. Die Bundesregierung sähe unglaubwürdig aus, würde sie in einer Zeit, in der die Mittelschicht ohnehin schon schrumpft, sie noch zusätzlich beschweren. Zur gleichen Zeit nämlich, und das passt nicht zusammen, wirft der Staat der Automobilindustrie und der Luftfahrt das Steuergeld hinterher.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: